Eine neue Sprache zu erlernen ist eine komplexe Aufgabe, bietet aber zahlreiche kognitive und gesundheitliche Vorteile sowie die Möglichkeit, neue soziale und kulturelle Erfahrungen zu machen. Die Forschung zeigt, dass es nie zu früh oder zu spät ist, mit dem Sprachenlernen zu beginnen. Denn unser Gehirn ist viel anpassungsfähiger und plastischer als bisher angenommen. Und es ist für das Sprachenlernen gemacht! Egal, ob du 8 oder 80 Jahre alt bist und anfängst, Französisch oder Koreanisch zu lernen, ob du nach 50 Jahren eine neue Sprache lernst oder zum ersten Mal überhaupt – noch nie hat es mehr Gründe gegeben, mit dem Lernen anzufangen!
Sprachen bringen Menschen und Kulturen zusammen
Bei Sprache geht es vor allem um Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen, denn beim Lernen einer neuen Sprache kommen wir anderen Menschen und Kulturen näher. Am Anfang mag es sich so anfühlen, als bestünde das Sprachenlernen nur aus Wortschatz und Grammatik, aber es dauert nicht lange, bis man in der Lage ist, in der neuen Sprache mit anderen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen zu verständigen. Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (CEFR) legt bei Anfängern den Fokus auf alltägliche Sprachkenntnisse, die z. B. Unterhaltungen über persönliche oder familiäre Themen beinhalten.
Heutzutage haben Lernende Zugang zu immer mehr Sprachen – Duolingo bietet bereits Kurse in 40 Sprachen an – und persönliche sowie kulturelle Aspekte gewinnen bei der Entscheidung, eine neue Sprache zu lernen, zunehmend an Bedeutung. Eine aktuelle Studie zeigt etwa, dass das Interesse an der koreanischen Kultur maßgeblich zur Motivation beiträgt, die koreanische Sprache zu lernen. Dieser Trend hängt wahrscheinlich mit dem Aufschwung der koreanischen Unterhaltungsmedien wie z. B. K-Pop oder koreanischen Serien zusammen. Die Studie zeigt auch, dass beim Erlernen der chinesischen Sprache u. a. familiäre Gründe entscheidend sind. Sprache und kulturelles Erbe sind so eng miteinander verbunden, dass mancherorts die Landessprache auf Duolingo beliebter geworden ist als beispielsweise Spanisch und Französisch: Auf Hawaii sind Hawaiianisch und Japanisch mittlerweile die zweit- und drittbeliebtesten Sprachen, und in Irland wird jetzt häufiger Irisch statt Spanisch gelernt.
Training für dein Gehirn
Das Gehirn von Erwachsenen ist vielleicht nicht ganz so flexibel wie das von Kindern, es ist aber dennoch sehr anpassungs- und aufnahmefähig! Die meisten Lernenden können sich in der Fremdsprache sehr gut verständigen, auch ohne sie „fließend” (ein Konzept, das übrigens sehr vage definiert ist) zu beherrschen. Das Gehirn eines Erwachsenen ist definitiv für das Sprachenlernen gemacht: Schon nach wenigen Monaten weist das Gehirn von Erwachsenen bereits Veränderungen und einige Verarbeitungsmuster auf, die denen von Muttersprachlern ähneln. Und nach einem Jahr des Lernens finden bei Erwachsenen sogar verstärkt die gleichen kognitiven Anpassungen statt, die bilingualen Sprechern den Wechsel zwischen zwei Sprachen ermöglichen.
Zweisprachigkeit trainiert das Gehirn, eine kognitiv komplexe Aufgabe zu erfüllen, und zwar, die eine Sprache „einzuschalten" und die andere gleichzeitig „auszuschalten" – bei jeder Interaktion, bei jedem Wort! Das Gehirn von bilingualen Sprechern behandelt die zwei Sprachen sozusagen wie eine Wippe: Es hebt die Sprache, die gerade gebraucht wird, nach oben und senkt die andere herab. Durch dieses Hin- und Herwechseln in ihren Gehirnen machen Bilinguale also eine Art Aufmerksamkeits- und Kontrolltraining!
Bilinguale Sprecher, die innerhalb eines Gesprächs zwischen zwei Sprachen hin- und herwechseln (was auch als „Code-Switching” bezeichnet wird), absolvieren noch eine andere Art von kognitivem Training, indem sie ihre „Sprachwippe” im Gleichgewicht halten: Sie können nicht nur von einer Sprache zu einer anderen wechseln, sondern auch zu komplexen Mischsystemen übergehen, in denen beide Sprachen gleichzeitig verwendet werden!
Gesundes Altern unterstützen
Für ältere Erwachsene kann das Sprachenlernen eine stimulierende Aktivität sein, die das Lösen von Problemen und das Entwickeln von Strategien fördert, was laut Studien die kognitiven Fähigkeiten verbessern kann.
Sprachen ermöglichen es uns, mit Menschen auf der ganzen Welt zu interagieren. Während Schüler die Möglichkeit haben, eine neue Sprache in der Schule zu lernen, machen Technologien dies auch für Erwachsene einfacher als je zuvor. Apps, virtuelle Sprach-Meet-Ups wie Duolingo Events und Online-Foren bieten Erwachsenen die Möglichkeit, sich direkt mit Lern-Tandem-Partnern und Muttersprachlern auszutauschen. Anreize wie neue Kulturen zu entdecken, zu reisen und neue soziale Kontakte mit Menschen auf der ganzen Welt zu knüpfen, haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf erwachsene Lernende. So zeigt die Forschung beispielsweise, dass sich der regelmäßige Kontakt zu anderen Menschen positiv auf die Gesundheit und Lebensqualität älterer Menschen auswirkt.
Zweisprachige Erwachsene, die beide Sprachen regelmäßig benutzen, weisen teilweise sogar einen verzögerten Ausbruch von Symptomen einer Demenz im Vergleich zu Einsprachigen auf – bilinguale Gehirne sind besser dazu in der Lage, der Krankheit standzuhalten und länger gut zu funktionieren!
Es ist nie zu früh oder zu spät, mit dem Lernen anzufangen!
Mit Blick auf unser Gehirn ist es für Menschen in jedem Alter möglich, eine neue Sprache lernen. Allerdings ist es für Erwachsene in der Regel schwieriger, die Zeit und die Ressourcen aufzubringen, regelmäßig zu üben. Das Erlernen einer Sprache braucht Zeit und Geduld, und Spaß sollte es auch machen!
Die beste Methode für das Sprachenlernen ist die, die dich am meisten dazu motiviert, am Ball zu bleiben! Hier sind einige Möglichkeiten, wie du deine Lernreise noch heute beginnen könntest:
- Probiere verschiedene kostenlose Tools und Ressourcen aus, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert.
- Versuche jeden Tag, ein bisschen zu üben, auch wenn es nur 5 Minuten sind – es ist besser, täglich 5 Minuten zu lernen als eine ganze Stunde an nur einem Tag in der Woche!
- Baue das Lernen in andere Aktivitäten in deinem Tagesablauf ein, damit du dich automatisch ans Lernen erinnerst: Du könntest beispielsweise deine täglichen Lektionen beim morgendlichen Kaffeetrinken machen, nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause ein wenig in der Sprache lesen, oder beim Sport Musik in der Lernsprache hören.
- Beschrifte Haushaltsgegenstände mit Notizzetteln, auf denen du die entsprechenden Wörter in der Sprache schreibst. Dabei kannst du nach Zimmern vorgehen oder mit den Gegenständen beginnen, die du am häufigsten verwendest oder siehst.
- Schau dir Serien in der Sprache an, z. B. mit Ton in der Lernsprache und Untertiteln in deiner eigenen Sprache. So trainierst du dein Hörverstehen und es fühlt sich nicht einmal wie Lernen an!
- Suche nach Playlists mit Liedern in der Sprache, die du lernst, oder erstell dir deine eigene Playlist. So gewöhnst du dich an gebräuchliche Ausdrücke und die Wiederholungen in den Liedern helfen dir dabei, dass sich die Sprache leichter in deinem Kopf verankert!
- Folge Accounts in den sozialen Medien, die in der Lernsprache posten, damit du beim Scrollen automatisch Beiträge zu deinen Lieblingsthemen in der jeweiligen Sprache siehst.
- Wenn du schon bessere Kenntnisse hast, stell die Benutzeroberfläche deines Smartphones auf diese Sprache um. So lernst du weitere neue Wörter.
Weitere Tipps und Lernideen findest du im Duolingo-Blog! Dort erfährst du mehr über Aktivitäten für Kinder und Junggebliebene, Ideen, um motiviert zu bleiben und einzelne Fähigkeiten wie Sprechen und Lesen zu verbessern!