Pronomen sind kleine Wörter mit großer Verantwortung. Sie können Substantive ersetzen, diese genauer beschreiben und ganze Sätze zusammenfassen. In diesem Post befassen wir uns mit einigen Personal- und Possessivpronomen und wie diese von Sprache zu Sprache unterschiedlich eingesetzt werden.

Pronomen vermeiden unnötige Wiederholungen

Aus grammatikalischer Sicht haben Pronomen hauptsächlich die Funktion, etwas zu ersetzen, das bereits gesagt wurde, um so Wiederholungen zu vermeiden. (Das „pro" in „Pronomen" bedeutet wörtlich „anstelle von".)

Wenn Junior also über Kaugummi-Eis mit Streuseln spricht, sagt er vielleicht beim ersten Mal: „Kaugummi-Eis mit Streuseln mag ich am allerliebsten!" Im darauffolgenden Satz sagt er aber vielleicht nur: „Es ist so lecker, dass ich es zu jeder Mahlzeit essen möchte!" Dieser Satz bedeutet dasselbe wie „Kaugummi-Eis mit Streuseln ist so lecker, dass ich Kaugummi-Eis mit Streuseln zu jeder Mahlzeit essen möchte", aber durch die Verwendung des Pronomens „es” können wir diese Wiederholung vermeiden, weil wir bereits wissen, was er damit meint.

Duolingo-Charakter Junior isst eine große Schüssel Kaugummi-Eis mit Streuseln.

Pronomen funktionieren auch bei Namen von Personen, denn mit dem Pronomen bezieht man sich direkt auf die jeweilige Person und muss so ihren Namen nicht wiederholen. Anstatt also zu sagen: „Junior liebt Eis und wenn es nach Junior ginge, würde Junior es zu jeder Mahlzeit essen", lassen sich auch Pronomen verwenden: „Junior liebt Eis und wenn es nach ihm ginge, würde er es zu jeder Mahlzeit essen."

Pronomen drücken unterschiedliche Dinge in unterschiedlichen Sprachen aus

Je nach Sprache enthalten Pronomen eine Vielzahl von Informationen! Sie helfen dabei, verschiedene Aspekte auszudrücken:

  • Höflichkeit: Im Spanischen spricht man mit dem Pronomen tú („du") Personen an, die man gut kennt, während man mit dem Pronomen usted („Sie") Personen anspricht, die man nicht kennt oder denen gegenüber man höflich sein möchte.
  • Anzahl: Im Französischen spricht man mit dem Pronomen tu („du") eine einzelne Person an und mit vous („ihr") eine Gruppe von Personen. (Darüber hinaus ist vous auch das Pronomen für die höfliche Anrede!) Im Englischen gab es das früher auch: Man verwendete thou im Gespräch mit einer Person und you im Gespräch mit einer Gruppe von Personen!
  • Inklusivität: Einige Sprachen, zum Beispiel Hawaiianisch und Vietnamesisch, haben ein Pronomen für „wir", wenn man sich selbst meint sowie die Person, mit der man gerade spricht (inklusiv) – und eine andere Version von „wir", wenn man sich auf sich selbst und eine andere Person bezieht, die nicht die Person ist, mit der man gerade spricht (exklusiv).
  • Eigenschaften von Menschen und Dingen: In einigen Sprachen gibt es unterschiedliche Pronomen für unterschiedliche Geschlechter, andere Sprachen haben Kategorien für Belebtheit (d. h., ob etwas menschlich ist oder nicht) und Sprachen wie Suaheli nutzen Kategorien für Tiere, Weiten (wie z. B. „See" und „Himmel") und viele mehr.

Pronomen geben das Geschlecht eines jeden Substantivs an, auch von Personen

Einige Sprachen, darunter viele europäische Sprachen, kategorisieren Substantive nach Geschlecht und dementsprechend gibt es auch Pronomen für die verschiedenen Geschlechterkategorien – selbst für Substantive, die nichts mit Menschen zu tun haben. So bezieht man sich beispielsweise im Spanischen, wo Substantive in männlich und weiblich unterteilt werden, mit dem maskulinen Pronomen él („er") und este („dieser") auf Personen männlichen Geschlechts sowie auf maskuline Substantive wie teléfono („Telefon") und zapato („Schuh"). Im Deutschen und Russischen nutzt man darüber hinaus nicht nur eine männliche und eine weibliche, sondern zusätzlich noch eine dritte Kategorie – das Neutrum. (Übrigens gab es früher auch im Englischen neben männlich und weiblich das Neutrum! Wir werden in einem späteren Beitrag näher auf das grammatikalische Geschlecht von Substantiven eingehen.)

Wenn man über Menschen spricht, ist das Geschlecht einer Person oder einer Gruppe von Personen manchmal unbekannt, irrelevant oder nicht durch die Kategorien männlich und weiblich abgedeckt. Solchen Situationen werden Sprachen auf unterschiedliche Weise gerecht: Das Englische etwa verwendet in diesem Zusammenhang häufig „they”, und das schon seit Hunderten von Jahren.

  • Yesterday I was in line behind this person at Target, and they were taking forever! (Das Geschlecht der Person ist nicht bekannt oder relevant.) – „Gestern stand ich hinter jemandem in der Schlange im Supermarkt und er brauchte ewig!“
  • If someone isn't feeling well, they should stay home. (Das Geschlecht der Person ist nicht relevant.) – „Wenn sich jemand nicht gut fühlt, sollte er zu Hause bleiben.”
  • My friend was telling me that their family is coming to visit next week. (Das Geschlecht der Person ist nicht relevant oder fällt nicht unter die Kategorie männlich oder weiblich.) – „Meine Freundin hat mir erzählt, dass ihre Familie nächste Woche zu Besuch kommt.” oder „Mein Freund hat mir erzählt, dass seine Familie nächste Woche zu Besuch kommt.”

In manchen Sprachen wie zum Beispiel im Spanischen oder im Italienischen sind Pronomen nicht immer notwendig – man kann sie in manchen Situationen einfach weglassen! In anderen Fällen, in denen ein Pronomen notwendig ist, aber das Geschlecht der Person weder als Mann noch Frau identifiziert wird, entwickeln bestimmte Sprachen auch neue Pronomen, wie etwa das spanische Pronomen elle. Dies nennt man ein Neopronomen („neues Pronomen”) und Beispiele aus dem Englischen sind u. a. ze und xe.

Pronomen können sich im Laufe der Zeit ändern und weiterentwickeln

Wir erfinden ständig neue Verben und Substantive – kannst du dir beispielsweise vorstellen, dass es vor nicht allzu langer Zeit weder das Wort „googeln" noch „Podcast" gab? Und auch Pronomen ändern sich, wenn auch nicht ganz so häufig

Übrigens, das englische Pronomen „they" stammt nicht einmal aus dem Englischen: Es wurde vor fast tausend Jahren aus einer skandinavischen Sprache entlehnt und das ursprüngliche englische Pronomen kam mit der Zeit aus dem Gebrauch, bis es ganz aus der Sprache verschwand. Auch das englische „you" hat sich im Laufe des letzten Jahrtausends oft verändert. Früher wurde es nur für Gruppen von Menschen oder als höfliche Anrede für eine Person benutzt. Heutzutage verwendet man es, um sich direkt an eine Person zu wenden und zwar unabhängig davon, wie formell der Kontext ist oder ob es sich um eine oder um hundert Personen handelt.

In deiner Lernsprache wirst du sicherlich etwas Neues über Pronomen lernen, zum Beispiel über neue Kategorien, Höflichkeitsformen oder Geschlechter. Oder ist dir vielleicht jetzt schon etwas bei den Pronomen in der Sprache, die du lernst, aufgefallen?