Alle Sprachen haben Wörter dafür, Gedanken und Gefühle auszudrücken (Artikel auf Englisch). Besonders faszinierend sind Wörter, die für eine Kultur typisch sind und die Lebensart der Menschen zeigen. In diesem Artikel zur französischen Sprache sehen wir uns einige Wörter an, die einen Einblick geben, wie die Franzosen über die Welt, ihr Land und sich selbst denken und sprechen.
Los geht’s!
Terroir
Terroir bezieht sich auf die Gegend, auf das Land und den Boden, wo jemand zu Hause ist. Selbst wenn du nie Französisch gelernt hast, hast du dieses Wort vielleicht schon auf Weinflaschen gesehen, als Bezeichnung von Weinbaugebieten. Die Franzosen verwenden diesen Ausdruck jedoch nicht nur im idealistischen Sinn, sondern auch ganz konkret für das, was eine Gegend bietet: die Spezialitäten, die landwirtschaftlichen Produkte und auch die dazugehörigen Menschen. So vereint der Begriff Terroir die direkte Bedeutung des Wortes als der Boden, in dem die Pflanzen gedeihen, mit seiner metaphorischen Bedeutung.
Flâner
In Frankreich hat flâner, das müßige Flanieren, eine lange Tradition und ist sicher noch beliebter als in anderen Ländern. Es meint eine Art Umherschlendern ohne bestimmtes Ziel, wobei man die Umgebung betrachtet und sich Gedanken über die Welt und das Leben macht. Vielleicht warst du selbst sogar ein Flâneur in der Pandemie (Artikel auf Englisch)? Der Flâneur empfindet schlichtes Vergnügen, ja sogar Poesie, bei diesem ziellosen Spaziergang und liebt es, sich vom Geschehen und seinen Eindrücken in den Straßen treiben zu lassen.
Ennui
Dieses französische Wort kommt dir vielleicht bekannt vor. Im Französischen wie auch im Deutschen wird Ennui für ein Gefühl der Langeweile oder Unzufriedenheit mit der Umgebung verwendet. Es beschreibt dieses bestimmte Gefühl so perfekt, dass das Deutsche es im 18. Jahrhundert direkt aus dem Französischen übernommen hat! (Übrigens ist es verwandt mit dem englischen Wort „annoy“.) Es ist auch das Gefühl, nichts in der Welt bewirken zu können … Zum Glück gibt es gegen ennui Gegenmittel, aber anders als in anderen Ländern muss in Frankreich das nicht unbedingt Aktivität, Erfolg und Profit sein. Sich an einem Kunstwerk zu erfreuen, zu „flanieren“ oder sich mit Freunden zu unterhalten, kann das Gefühl von ennui schon lindern!
Voilà
Du hast diesen Ausdruck sicherlich schon häufig gehört, denn wir verwenden ihn auch im Deutschen im Sinne von „Sieh mal“ oder „Ta da!“. Im Französischen ist voilà ein Wort, mit dem man so ziemlich alles betonen kann: die plötzliche Erkenntnis, was Barbara Pravi in ihrem ESC-Hit singt, ein lang gehegtes Kunstwerk, das man endlich seiner Umgebung vorstellt, oder das Lieblingsspielzeug des Sohnes, das man gerade unter dem Sofa ausgegraben hat. Es ist ein kleines, doch vielseitiges Wort, das gleichzeitig „Aha!“, „Hier, bitte“ und „Schau dir das an!“ ausdrücken kann. Im Französischen genügt ein schlichtes voilà, um auf eine neue Entdeckung hinzuweisen.
Bof
Und zu guter Letzt bedeutet dieser etwas missmutige französische Ausdruck so viel wie „naja geht so“, „nicht gerade super“ oder „ach“. Er wird verwendet, um etwas anzuerkennen, aber gleichzeitig einen Mangel an Begeisterung zu zeigen. Man benutzt ihn auch, um etwas direkt zu kritisieren, ohne unhöflich zu wirken. Wenn du zum Beispiel jemandem sagst : „Dieses Gericht sieht nicht gut aus“, dann könnte das ziemlich unhöflich klingen. Setzt du allerdings ein bof an den Anfang, zeigst du gerade genug Gleichgültigkeit, um die Gefühle von niemandem zu verletzen: Bof, cette ratatouille n'a pas l'air très bonne. (Bof, diese Ratatouille sieht nicht besonders gut aus.). Vergiss nur nicht, dabei mit den Schultern zu zucken!
On y va! ✨
Das Verständnis für die Kultur einer Gemeinschaft ist beim Sprachenlernen unerlässlich und es kann viel Spaß machen, die verborgenen Bedeutungen hinter Wörtern zu erforschen. Dabei entdeckst du Nuancen, die über das hinausgehen, was du in einem Wörterbuch oder bei einem Online-Übersetzer finden würdest.