Wenn du dieses Jahr Weihnachten in Großbritannien oder Thanksgiving in Kanada oder den USA feierst, könntest du deine Gastgeber mit einem interessanten Thema für die Tischkonversation beeindrucken: die Herkunft von Wörtern! Wir zeigen dir spannende Sprachfakten zu den Namen typischer Speisen an diesen Feiertagen!

Traditionelle Beilagen

Beginnen wir mit einem Klassiker: potatoes (Kartoffeln), oder genauer gesagt, sweet potatoes (Süßkartoffeln)! Und auch wenn es umstritten sein mag, ordnen wir diese hier der Kategorie der Beilagen zu und nicht der Desserts – rein aus etymologischen Gründen! Süßkartoffeln waren die ursprüngliche Kartoffelsorte, oder zumindest das erste kartoffelähnliche Gemüse, das die Spanier vorfanden, als sie im 16. Jahrhundert in der Karibik ankamen. Sie übernahmen das Wort „patata“ von dem ursprünglichen Wort „batata“, das einer der karibischen Sprachen entstammte, die auf Haiti gesprochen wurden (oder möglicherweise auf einer anderen Insel). Bald wurde potato im Englischen für die Süßkartoffel verwendet und ab Ende des 16. Jahrhunderts benutzte man es auch für die nicht-süßen Kartoffelsorten aus Peru (die nur entfernt mit der Süßkartoffel verwandt sind).

Und wenn wir schon beim Thema Süßkartoffeln sind, sollten wir vielleicht auch über Yams und Marshmallows reden. Yams und Süßkartoffeln mögen sich ähnlich sehen, sind in Wirklichkeit aber nicht miteinander verwandt. Das Wort yam stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache und wurde dann von den Spaniern und Portugiesen übernommen, bis es schließlich seinen Weg ins Englische fand. Und die Herkunft von marshmallow ist recht wörtlich: Es stammt von einer Art von Malve (englisch: mallow), einer Pflanze, die in Sumpfgebieten wächst, und deren Wurzeln in vergangenen Jahrhunderten zur Herstellung des beliebten Toppings für Yams (Süßkartoffeln?) verwendet wurden.

Abgesehen von den erwähnten Knollengemüsen gibt es als Beilage nichts Besseres als eine casserole (Auflauf), die im Grunde der Name des Gefäßes ist, in dem sie zubereitet wird. Das französische Wort leitet sich vom provenzalischen Wort cassa (Artikel auf Englisch) ab, das eine Art Pfanne bezeichnet. So hat diese Beilage etwas mit der nordafrikanischen Tagine gemeinsam – ein Gericht, das ebenfalls nach dem Gefäß benannt ist, in dem es zubereitet wird.

Ergänzen wollen wir unseren etymologischen Beilagenteller mit Brussels sprouts (Rosenkohl), die in Belgien dank begeisterter Anhänger (und der Bauern) bereits vor Hunderten von Jahren an Beliebtheit gewannen. Teil des Menüs ist außerdem squash (Kürbis), dessen Name aus dem Narragansett kommt (einer indianischen Sprache Neuenglands), und succotash (keine traditionelle Speise zu Thanksgiving, aber das Wort hat die gleiche Endung auf -ash aus der Narragansett-Sprache). Unsere letzte Beilage sind die Cranberries, die in Nordamerika aus dem deutschen oder niederländischen kraanbere (crane = „Krähe“ und berry = „Beere“) übernommen wurden.

Thanksgiving-Hauptspeise: Turkey

Bevor geballte Portionen dieser eiweißreichen Hauptspeise verschlungen werden, möchtest du deinen Gästen vielleicht erzählen, dass das Wort „turkey“ (Truthahn) von dem Ländernamen „Turkey“ (= Türkei) kommt.

Mehr oder weniger.

Es stimmt zwar, dass die englische Bezeichnung dieses Vogels auf dem Namen des Landes Türkei basiert … Aber es stimmt nicht, dass der Truthahn selbst aus der Türkei stammt!

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Interessanterweise basiert das Wort für „Truthahn“ auch in anderen Teilen der Welt auf den Namen von Ländern oder Städten, wie Indien, Peru und Rom.
  • Türkei: Englisch turkey, Hindi र्की (tarkee), Bengali টার্কি (tktk)
  • Indien: Französisch dinde (zusammengesetzt aus de und Inde), Catalan indiot oder gall dindi, Polnisch indyk, Türkisch hindi
  • Peru: Portugiesisch peru, Hindi पेरू (peroo)
  • Rom: Arabisch الديك الرومي (aldeek alrumi)
  • Ethiopien: Arabic ديك الحبش (deek al7abash)

Diese Wörter können in verschiedenen Teilen der Welt auf unterschiedliche Spezies verweisen ... und das ist Teil des Problems! Im 16. Jahrhundert brachten die Portugiesen eine bestimmte Vogelart erst von Westafrika nach Nordafrika sowie das Gebiet der heutigen Türkei und anschließend nach Europa. Dies führte dazu, dass in verschiedenen Gegenden für die Vögel Bezeichnungen verwendet wurden, die mit dieser Reise in Verbindung standen. Das Wort „Guinea fowl“ (heute die Bezeichnung für ein Perlhuhn) wurde erstmals im Englischen verwendet, benannt nach dem Land Guinea in Westafrika. Seit den 1550er Jahren wurde mit diesem Begriff auch eine andere Vogelart in Nordamerika benannt. Doch schließlich setzte sich der Name „turkey“ durch, der auf einen anderen vermuteten Ursprung des „Guinea fowl“ zurückgeht!

Als der inzwischen in Nordamerika beheimatete Vogel in weiteren Regionen bekannt wurde, benannte man ihn wieder nach seiner Herkunft, nämlich „Indien“, was durch den Irrtum der Entdecker Nordamerikas bedingt war, sie seien in Indien an Land gegangen.

Und zum Nachtisch ein leckerer Etymologie-Kuchen

Es ist immer spannend und oft auch aufschlussreich zu erfahren, woher bestimmte Wörter stammen – solange die Erklärung stimmig ist. Leider ist die Geschichte vieler Wörter aber unklar oder ganz und gar nicht schlüssig.

Letzteres trifft auf das Wort pie zu. Dieses seltsame kleine Wort existiert im Englischen schon seit mindestens 700 Jahren, aber es ist nicht klar, woher es kommt. Heutzutage wird das Wort pie sogar in anderen Sprachen verwendet – denk nur an die pie charts (Artikel auf Englisch). Der Ursprung dieses Ausdrucks scheint jedoch im Englischen zu liegen und in keiner der mit dem Englischen verwandten Sprachen gibt es historische Belege für ein ähnliches Wort!

Ein beliebter Thanksgiving-Kuchen besteht aus pumpkin (Kürbis), dessen Name eine Kombination aus griechischen und niederländischen Wörtern ist. Im Altgriechischen bedeutet pepon „Melone“, wobei dieses Wort dann seinen Weg ins Französische und später ins Englische fand, wo es durch die niederländische Diminutivendung -kin ergänzt wurde, denn die Niederländer sahen offensichtlich den Kürbis als eine komische kleine Melone an.

Guten Appetit!

Während du den Truthahn tranchierst, die Beilagen weiterreichst und in eine neue Kultur eintauchst (Artikel auf Englisch), denke daran, ein paar Dinge mitzuteilen, für die du in diesem Jahr dankbar bist – wie zum Beispiel spannende Tischgespräche über die Herkunft von Wörtern!