Sprachen sind ständig im Wandel und was für uns heute normal klingt, wurde früher ursprünglich als Umgangssprache oder als grammatikalisch falsch betrachtet! Wenn du wissen möchtest, wie das Spanische im 22. Jahrhundert klingen wird, musst du einfach nur darauf achten, welche Strukturen und umgangssprachlichen Wörter heutzutage verwendet werden.

Hier sind 5 Veränderungen, die die spanische Sprache innerhalb der nächsten 100 Jahre erfahren könnte!

🔮 1. Vorhersage: Spanisch wird mehr wie Französisch klingen

Ganz richtig: Seit Jahrzehnten nähert sich die spanische Aussprache dem Französischen an … zumindest, wenn es um den Laut „s“ geht. In vielen Dialekten des Spanischen, unter anderem dem Dialekt von Puerto Rico (beide Artikel auf Englisch), ist das „s“ am Wortende oder vor vielen Konsonanten innerhalb eines Wortes kaum hörbar oder wird sogar ganz weggelassen. So wird hasta beispielsweise wie ha’ta, español wie e’pañol und los gatos wie lo’ gato’ ausgesprochen.  

Das ist weder „schlechtes“ Spanisch noch eine nachlässige Aussprache, sondern ein linguistischer Prozess, der auch dem Französischen in den vergangenen Jahrhunderten widerfahren ist! Viele französische Akzentzeichen (Artikel auf Englisch) zeigen sogar an, wo vor vielen Jahren einmal ein „s“ stand: Vergleiche zum Beispiel espinaca im Spanischen mit épinard (Spinat) im Französischen, oder escuela mit école (Schule).

Das Wegfallen des spanischen „s“ ist also de e'perar (zu erwarten)!

🔮 2. Vorhersage: Das Imperfekt wird der Vergangenheit angehören

Im Spanischen könnte das Imperfekt (zum Beispiel yo hablé = „ich sprach“) allmählich durch das Perfekt (yo he hablado = „ich habe gesprochen“) ersetzt werden. Diese Tendenz hast du vielleicht auch schon im Französischen beobachtet.

Das zweiteilige Perfekt wird in immer mehr Kontexten verwendet, in denen früher das Imperfekt die Standardform war. Wie viele sprachliche Veränderungen geschieht dies kontinuierlich, wobei das europäische Spanisch häufig das Perfekt verwendet – auch für Dinge, die erst heute passiert sind (hoy he desayunado con Antonio = „Heute habe ich mit Antonio gefrühstückt“). Das argentinische Spanisch hingegen hält dieser Veränderung stand und verwendet weiterhin überwiegend das Imperfekt.

Könnte das bedeuten, dass sich das argentinische Spanisch zu einem so ausgeprägten Dialekt entwickelt, dass es zu einer eigenen Sprache wird (Artikel auf Englisch)?

🔮 3. Vorhersage: Der Subjuntivo könnte verschwinden

Der Subjuntivo, der die Funktion des Konjunktivs erfüllt, ist eine weitere Verbform des Spanischen, die womöglich kein weiteres Jahrhundert überleben wird – und tatsächlich hat dieser in der Geschichte des Spanischen eine lange, turbulente Reise hinter sich. Der Subjuntivo in seiner heutigen Form stammt aus dem Lateinischen, während die in der Vergangenheit verwendeten *2* Formen des Subjuntivo (wie in hablara und hablase) aus einer Kombination lateinischer Zeitformen abgeleitet waren. Es gab sogar mal eine Zukunftsform des Subjuntivo, die aber nicht mehr verwendet wird. 🪦 (So haben manche spanischen Muttersprachler sicherlich noch nie in ihrem Leben hablare gehört!) Was passiert wohl als Nächstes mit dieser umstrittenen Verbform?

In welchen Situationen und auf welche Weise Spanischsprachige den Subjuntivo verwenden, ist sehr unterschiedlich. Es gibt viele typische Anwendungsfälle des Subjuntivo und eine Reihe feststehender Ausdrücke, in denen er vorkommt – und mit denen sich Spanischlernende vertraut machen müssen. Wenn sich aber die spanischen Muttersprachler selbst nicht darauf einigen können, wann oder warum sie ihn verwenden, und ihn beliebig durch den Indikativ austauschen, kann man davon ausgehen, dass der Wandel bereits im Gange ist.

🔮 4. Vorhersage: Das Konsonanten-Karussell dreht sich weiter

Es gibt einen weiteren vorhersagbaren Lautwandel, der jetzt gerade vor deinen Augen (oder Ohren?) stattfindet. Fortgeschrittene Spanischlernende wissen vielleicht, dass die Laute „b“, „d“ und „g“ zwischen Vokalen ein bisschen „weicher“ ausgesprochen werden, zum Beispiel in Wörtern wie iba (ich ging immer), cada (jedes) und hago (ich mache). Das ist schon seit langem so ... und es könnte zum Untergang dieser Laute führen!

Diese weiche Aussprache von „b“, „d“ und „g“ zwischen Vokalen ist in manchen Dialekten (Artikel auf Englisch) ziemlich weit fortgeschritten. So hört man beispielsweise in der Karibik allgemein habla’o statt hablado – das heißt, das „d“ wird gar nicht mehr ausgesprochen. 

Übrigens ist es nicht das erste Mal in der Geschichte des Spanischen, dass diese Laute zunächst weicher ausgesprochen werden und dann ganz verschwinden: Die Verbformen auf -er und -ir im Imperfekt enthielten nämlich einst ein „d“ zwischen den beiden Vokalen der Endung (genauso wie die Verben auf -ar). Wenn du dich also jemals darüber beschwert haben solltest, dass die Endungen des Imperfekts nicht ganz einheitlich sind, kannst du diese Lautveränderung dafür verantwortlich machen!

Imperfekt -ar Imperfekt -er und -ir Frühere Endung der Verben auf -er und -ir
yo cocinaba yo comía yo comiba
tú cantabas tú bebías tú bebibas
ellas hablaban ellas vivían ellas viviban

Das Schicksal der spanischen Konsonanten „b“, „d“ und „g“ könnte sich also großflächig wiederholen!

🔮 5. Vorhersage: Diese Veränderung wird gewaltig sein

Wie du siehst, könnte sich das ganze spanische Verbsystem im Wandel befinden, und hier ist ein weiteres Beispiel: Die Verbkonjugation im Futur steht vermutlich vor dem Aus. Das Spanische hat zwei Arten, Handlungen in der Zukunft auszudrücken: ir a + Verb (Voy a cocinar mañana = „Ich werde morgen kochen“) und Endungen, die an den Infinitiv angehängt werden (Cocinaré mañana = „Ich werde morgen kochen“).

Zwar gibt es einige Kontexte, in denen eine Zukunftsform üblicher ist als die andere, aber die Unterschiede werden immer geringer, und das mehrteilige Futur mit ir a + Verb, das die nahe Zukunft beschreibt, wird zunehmend gebräuchlicher … Unsere 5. Vorhersage ist also: ¡Va a ser sin el futuro! (Es wird ohne das Futur sein!)

Die Zukunft des Spanischen beginnt jetzt!

Im nächsten Jahrhundert wird sich das Spanische unweigerlich verändern! Die Anfänge dieses Wandels zu beobachten, kann für Lernende und Sprachexperten gleichermaßen unterhaltsam und spannend sein. (Du möchtest noch einmal in die Kristallkugel schauen? Wirf doch einen Blick auf unsere Vorhersagen für die Entwicklung des Englischen in den nächsten 100 Jahren!)