Das Erlernen mehrerer Sprachen (oder Dialekte [Artikel auf Englisch]) stellt dein Gehirn vor eine enorme Herausforderung und auch das Lernen von nur einer neuen Sprache ist mentales Fitnesstraining! Man kann sich das mehrsprachige Gehirn so vorstellen, dass es die „Lautstärke“ der Sprache, die gerade genutzt wird, aufdreht und die Lautstärke der anderen Sprache(n) herunterregelt – so gelingt es uns, diese nicht durcheinanderzubringen. Wenn man Sprachen in einem Satz oder einem Gespräch mischt (Artikel auf Englisch), dann muss dabei die Lautstärke für all diese Sprachen gleichzeitig hochgedreht sein.
Das wissen wir sonst noch über die Vorgänge im Gehirn von Mehrsprachigen:
Unsere Sprachen können unterschiedliche mentale „Lautstärken“ haben.
Wie „laut“ deine Sprachen im Gehirn sind, hängt unter anderem davon ab, in welchem Alter du diese Sprachen gelernt hast, wie oft du sie verwendest und wie gut du sie beherrschst.
Manche Sprachen benötigen mehr mentale Energie beim Herunterregeln der Lautstärke als andere.
Bei einer Sprache, die du häufiger verwendest, musst du dich mehr anstrengen, das Aktivierungsniveau zu senken, als bei einer Sprache, die du relativ neu gelernt hast.
Wenn du eine neuere oder schwächere Sprache verwendest, ist es schwieriger, zurück zur stärkeren Sprache zu wechseln.
Wenn du Deutsch sprichst und Spanisch gelernt hast, muss sich dein Gehirn ziemlich anstrengen, um Spanisch zu sprechen und Deutsch mental zu unterdrücken. Um dann aber zurück zum Deutschen zu wechseln, ist es wiederum ein Kraftaufwand für dein Gehirn, die Unterdrückung des Deutschen aufzuheben! Diese kleinen Verzögerungen beim Umschalten zwischen Sprachen – oft nicht mehr als ein paar Hundertstelsekunden – sind sozusagen „Umschaltkosten“.
Wissenschaftler untersuchen diese winzigen Verzögerungen beim Umschalten von stärkeren zu schwächere Sprachen (und von schwächeren zu stärkeren) in Experimenten, bei denen zweisprachige Personen Bilder von Gegenständen laut benennen müssen und dann gemessen wird, wie lange sie brauchen, um den Namen des Gegenstandes zu sagen.
Das Jonglieren mit Sprachen ist bei jedem Zweisprachigen und jeder Sprachkombination anders.
Die genaue Lautstärke der Sprachen sowie die „Umschaltkosten“ zwischen ihnen hängen davon ab, wie viel Erfahrung du mit jeder Sprache hast und wie ähnlich sich diese sind. So werden ähnliche Wörter, wie Kognate (Artikel auf Englisch), z. B. dt. „Haus“ und engl. „house“, tendenziell schneller genannt als Wörter, die nicht verwandt sind.
Die Lautstärke von Sprachen kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Je nachdem, wie oft wir eine Sprache benutzen und mit ihr interagieren, kann ihre Lautstärke zu verschiedenen Zeitpunkten unseres Lebens aufgedreht oder heruntergefahren sein. Wenn du eine Sprache dort, wo du aufgewachsen bist, viel benutzt hast, aber seltener, nachdem du zum Studium an einen anderen Ort umgezogen bist, war ihre Lautstärke ursprünglich sicherlich ziemlich hoch und wurde dann allmählich heruntergedreht. Später im Leben kann sie aber wieder aufgedreht werden!
Die Forschung spricht für sich selbst. 🗣️
Unser Gehirn ist bemerkenswert flexibel und hervorragend geeignet, mit mehreren Sprachen zu jonglieren. Es braucht Zeit und Übung, bis die „Lautstärke“ einer neuen Sprache so groß ist wie die unserer anderen Sprachen. Deshalb ist es wichtig, diese neue Sprache so oft wie möglich anzuwenden. Die Forschung bestätigt, dass mit der Zeit und ausreichend Übung dein Gehirn die neue Sprache meistern wird!