Das Tolle am Lernen mit Duolingo ist, dass unsere Lektionen von Lernexperten entwickelt werden, von Linguisten über Forscher bis hin zu ehemaligen Hochschulsprachprofessoren – alle haben eine Leidenschaft für Sprachen und arbeiten daran, Duolingo zu verbessern! Weil sie so viel über Sprache wissen, kennen sie auch viele Tools und Ressourcen, die man normalerweise vielleicht nicht im Alltag nutzt, die aber für Sprachlernende faszinierend sind.
Ein hervorragendes Beispiel für solche Tools ist das Internationale Phonetische Alphabet (auch IPA genannt)! Linguisten und Lehrer nutzen es, um die Aussprache zu unterrichten und die Laute verschiedener Sprachen darzustellen. Die meisten Sprachlernenden wissen allerdings nicht, wie sie es anwenden können! Doch du hast Glück: Wir sind hier, um deine Neugier zu stillen und dir zu helfen, das IPA für alle deine Lernsprachen zu nutzen. (Und falls du hier aus Versehen gelandet bist und eigentlich nach einem guten Craft Beer suchst … sorry. Aber bleib trotzdem da, wir versprechen, es macht Spaß!)
Was genau ist das Internationale Phonetische Alphabet überhaupt?
Das IPA wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einer Gruppe französischer und englischer Sprachlehrer und Linguisten mit Paul Passy an der Spitze eingeführt. Es basierte auf früheren Versuchen, ein besseres System zur Darstellung gesprochener Sprache in Schriftform zu entwickeln. Die Sprachspezialisten wollten drei zentrale Probleme lösen, die bei der Arbeit mit Sprachen auftreten:
- Buchstaben entsprechen nicht immer denselben Lauten, selbst innerhalb derselben Sprache.
- Schriftsysteme (Artikel auf Englisch) unterscheiden sich stark von Sprache zu Sprache.
- Schriftsysteme sind nur begrenzt fähig, Informationen über die Laute einer Sprache zu geben.
Problem Nr. 1: Es ist schwer festzustellen, welcher Laut zu welchem Buchstaben gehört.
In vielen Schriftsystemen ist es schwierig, ein Wort präzise in seine Laute zu zerlegen. Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung verwenden viele Schriftsysteme denselben Buchstaben für unterschiedliche Laute, und/oder unterschiedliche Buchstabenkombinationen stehen für denselben Laut. Englisch ist ein Paradebeispiel dafür und berüchtigt für seine knifflige Rechtschreibung und seine verwirrenden Ausspracheregeln. Im IPA hingegen steht für jeden Laut ein eindeutiges Symbol. Beachte, dass man vor und nach den IPA-Symbolen jeweils Schrägstriche oder eckige Klammern setzt, um sie von normalen Buchstaben zu unterscheiden.
Gleicher Buchstabe, unterschiedliche Laute
Buchstabe | IPA-Zeichen | Beispielwort |
---|---|---|
u | /u/ | dude |
u | /ʊ/ | put |
u | /ʌ/ | putt |
Unterschiedliche Buchstaben, gleiche Laute
Buchstabe | IPA-Zeichen | Beispielwort |
---|---|---|
ea | /i/ | bead |
ee | /i/ | tree |
ey | /i/ | key |
i | /i/ | chic |
Diese Klarheit ist einer der größten Vorteile des IPA. Man ist z. B. nicht mehr auf das englische Alphabet angewiesen, das nur Verwirrung stiftet und nicht erkennen lässt, welcher „u“-Laut gerade gemeint ist: Mit der IPA-Lautschrift können alle ein einziges System verwenden, um dieselben Laute schriftlich wiederzugeben. Und natürlich ist es auch beim Vergleich von Sprachen mit unterschiedlichen Schriftsystemen hilfreich, ein gemeinsames Bezugssystem zu haben.
Problem Nr. 2: Nicht alle Buchstaben eines Alphabets werden über die Sprachen hinweg gleich ausgesprochen
Selbst wenn du ein Schriftsystem wie z. B. das lateinische Alphabet, das wir im Deutschen verwenden, gut verstehst, bedeutet das nicht automatisch, dass dies auch auf die Laute und Aussprache in anderen Sprachen zutrifft, die ebenfalls das lateinische Alphabet nutzen. Zum Beispiel steht der Buchstabe „j“ im Französischen meist für den Laut /ʒ/, wie in joie (derselbe Laut wie in rouge), während er im Spanischen meistens für den Laut /x/ oder /h/ steht, wie in ajo (im Deutschen etwa „acho“ oder „aho“ ausgesprochen). Wenn du also Sprachen vergleichen und ihre Laute beschreiben willst, kann es zu Verwirrung führen, wenn du nur das Alphabet verwendest.
Problem Nr. 3: Es ist schwierig, alle Details in einem Alphabet zu erfassen
Es gibt fast immer Ausnahmen – selbst in einer Sprache, deren Alphabet jedem Buchstaben genau einen Laut zuordnet. Das liegt daran, dass bestimmte Details der Aussprache in den standardmäßigen Schriftsystemen meist nicht erfasst werden. Ein Beispiel ist das Wort dedo (Finger) im iberischen und mexikanischen Spanisch, das im IPA als [ˈde.ðo] transkribiert wird. Die beiden „d“s sehen in der normalen Schreibweise zwar gleich aus, aber im Mund eines spanischen Muttersprachlers sind sie tatsächlich unterschiedlich! Das liegt daran, dass ein „d“-Laut, der zwischen zwei Vokalen steht und Teil einer unbetonten Silbe ist, zu [ð] wird, d. h. zu dem „th“-Laut wie am Anfang des englischen Wortes them.
Das IPA ist jedoch kein perfektes System. Es ist nicht in der Lage, feinere Aspekte von Lauten darzustellen; dafür verwenden Linguisten speziellere Systeme wie Spektrogramme (Webseite auf Englisch). Außerdem ist es nicht wirklich universell. Da es von westlichen Linguisten entwickelt wurde, basiert es auf dem lateinischen Alphabet, das viele westeuropäische Sprachen nutzen, und es ist somit für Menschen leichter, die bereits Sprachen lesen und schreiben, die dieses Alphabet verwenden.
Die IPA-Tabelle verstehen
Wie wir gesehen haben, werden dieselben Buchstaben über verschiedene Sprachen hinweg unterschiedlich benutzt, selbst wenn sie gleich aussehen. Einer der größten Vorteile der Verwendung des IPA-Systems für Sprachlernende (oder Schauspieler oder Sänger) ist, dass es einem auf Anhieb zeigt, wie etwas ausgesprochen wird. Das Erlernen der Aussprache wird dadurch unterstützt und vollzieht sich schneller. Dazu muss man nicht die komplette IPA-Tabelle auswendig lernen. Es genügt, die Symbole und Laute deiner Muttersprache und deiner Lernsprache zu lernen. So kannst du beide Sprachen auch leichter miteinander vergleichen – z. B. die oben beschriebenen spanischen „d“s mit dem deutschen „d“!
Tatsächlich stellt das IPA 107 verschiedene Konsonanten und Vokale dar – doch keine Sprache verwendet alle davon! Im Englischen werden etwa 44 und im Deutschen 40 dieser Laute genutzt, während das Spanische vergleichsweise wenig hat und nur etwa 24 verwendet.
Die IPA-Tabelle ist in mehrere Untertabellen gegliedert. Ganz oben sind die pulmonalen Konsonanten angeführt, also Konsonanten, zu deren Bildung der Luftstrom aus der Lunge genutzt wird (dazu gehören alle im Deutschen und Englischen verwendeten Konsonanten). Diese Tabelle ist so organisiert, dass deutlich wird, wie jeder Laut ausgesprochen werden soll: Die Spalte ganz links gibt die Art der Artikulation an (Beispiel: Wenn ein Laut mit einem vibrierenden Summen gegen einen Teil des Mundes gebildet wird, spricht man von einem Reibelaut, auch Frikativ genannt, wie /s/ oder /z/), und die oberste Zeile beschreibt den Ort der Artikulation (bilabial bedeutet zum Beispiel, dass der Laut mit beiden Lippen erzeugt wird).
Außerdem sind die Laute in Paaren angeordnet: Der Laut rechts ist stimmhaft, was heißt, dass die Stimmbänder bei der Aussprache vibrieren. Der Laut links hingegen (sofern vorhanden) ist stimmlos, wird also ohne Vibration der Stimmbänder erzeugt. Das bedeutet, dass /s/ und /z/ auf exakt dieselbe Weise und an derselben Stelle im Mund gebildet werden – der einzige Unterschied ist, dass beim /z/ die Stimmbänder mitschwingen und beim /s/ nicht! Wenn du den Unterschied besser verstehen möchtest, probier Folgendes aus: Leg deine Hand vorne an den Hals und sprich beide Laute aus. Du wirst schnell spüren, wie deine Stimmbänder sich ein- und ausschalten!
Weiter gibt es ein Diagramm mit den IPA-Vokalen, das auch deren Bildung im Mund darstellt. Oben stehen die „hohen“ oder „geschlossenen“ Vokale, bei denen die Zunge weiter oben im Mund liegt (wie /i/ in Fliege), während die „tiefen“ oder „offenen“ Vokale (wie /æ/ im Englischen bat) mit tiefer liegender Zunge und weiter geöffnetem Mund ausgesprochen werden. Ebenso werden „vordere“ Vokale mit der Zunge eher in Richtung des vorderen Teils des Mundes ausgesprochen, und „hintere“ Vokale mit der Zunge weiter hinten im Mund.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere interessante und wichtige Merkmale des IPA-Systems, darunter die nichtpulmonalen Konsonanten wie z. B. Klicklaute in den Sprachen Zulu und Xhosa, oder auch Ejektive. Letztere sind Konsonanten in Sprachen wie Quechua und Aymara, die durch eine rasche Aufwärtsbewegung des Kehlkopfes bei geschlossener Glottis und durch anschließende Lösung des oralen Verschlusses gebildet werden. Drei weitere Kategorien sind:
- Tonzeichen: Diese zeigen die Töne (oder Tonhöhen) an, die in vielen Sprachen wie Chinesisch, Vietnamesisch, Punjabi und Cherokee Wörter voneinander unterscheiden.
- Diakritische Zeichen: Das sind kleinere Zeichen, die zusätzliche Informationen darüber geben, wie ein Buchstabe ausgesprochen wird.
- Suprasegmentalia: Diese werden verwendet, um wichtige Aspekte der Aussprache darzustellen, wie z. B. Betonung, Anfang und Ende der Silben und die Länge eines Vokals.

Die Verwendung des Internationalen Phonetischen Alphabets
Ein grundlegendes Wissen über das IPA hilft dir dabei, es gezielt beim Lernen einzusetzen! Abgesehen davon, dass es für Linguisten nützlich ist, kann dir das IPA-System auch beim Sprachenlernen helfen – vor allem, wenn du deine Aussprache verbessern willst. Aber wie stellt man das am besten an?
Vergleiche erst einmal die Lautzeichen und Laute deiner eigenen Sprache mit denen deiner neuen Sprache. Dazu suchst du am Besten nach „IPA chart [Sprache] site:wikipedia.org“ ein, z. B. „IPA chart Deutsch site:wikipedia.org“ oder „IPA chart Spanisch site:wikipedia.org“, um zur IPA-Tabelle mit Hörbeispielen für das Standarddeutsche und für das Spanische zu gelangen (Webseiten auf Englisch).
Als Nächstes sieh dir an, wo sich die Laute deiner Muttersprache und die deiner Zielsprache unterscheiden. Welche Laute haben beide Sprachen gemeinsam und welche sind für dich völlig neu? Welche unterscheiden sich zwar etwas, werden aber auf ähnliche Weise gebildet?
Sobald du die Gemeinsamkeiten und Unterschiede theoretisch kennst, heißt es: üben, üben, üben! Dein Mund muss die neuen Stellungen genauso lernen wie ein Muskel, wenn du mit einer neuen Sportart beginnst. Diese interaktive IPA-Tabelle ist eine hervorragende Möglichkeit, einzelne Laute zu hören und ihre Unterschiede zu erkennen. Auf dieser Transkriptions-Website kannst du sehen, wie ein bestimmtes Wort in mehreren Sprachen in IPA geschrieben wird. Und diese Website bzw. App für Englisch, Spanisch und Deutsch verwendet die IPA-Zeichen zusammen mit kurzen Videoanimationen des Mundes, um die Aussprache zu verdeutlichen.
Auf ins IPA-Abenteuer!
Wenn du dich für Sprachwissenschaft interessierst oder sogar mit dem Gedanken spielst, eine eigene konstruierte Sprache (Artikel auf Englisch) zu erfinden, ist das IPA ein unschätzbar wertvolles Werkzeug. Auf dem Weg zum besseren Verständnis darüber, wie Laute innerhalb einer Sprache und zwischen verschiedenen Sprachen funktionieren, wird das IPA dein ständiger Begleiter sein! Und mit so einem Begleiter an deiner Seite sind die Möglichkeiten /ˈɛntloːs/.*
*Für alle IPA-Neulinge: Das heißt „endlos“!