Willkommen zu einer weiteren Woche von „Sag mal, Duolingo“, der Ratgeber-Kolumne für Sprachenlernende. Frühere Ausgaben findest du hier.
Konnichiwa! Ich bin Anthony, Lernplanentwickler bei Duolingo, und ich arbeite bei unserem Japanischkurs für Englischsprachige mit. Ich habe einen Master in ostasiatischen Sprachen und Kulturen. Bevor ich zu Duolingo kam, unterrichtete ich Japanisch und übersetzte nebenher Videospiele. Die Schriftsysteme finde ich am Japanischen besonders faszinierend – deshalb freue ich mich sehr darauf, die Frage dieser Woche zu beantworten!
Die Frage lautet:

Danke, Kannji-Hilfe-gebrauchen! Bei so vielen verschiedenen Schriftsystemen ist es kein Wunder, dass Japanischlernende zu Beginn Schwierigkeiten haben, den Überblick zu behalten, welche Zeichen zu welchem System gehören. Aber keine Sorge: Wir helfen dir mit Tipps und Tricks, wie du die Systeme auseinanderhalten und richtig verwenden kannst.
Kurz gesagt: Hiragana und Katakana stellen Laute dar, während Kanji Bedeutungen repräsentieren. Bevor wir tiefer in die Unterschiede eintauchen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte und gehen der Frage nach, wie es überhaupt zu diesen drei Schriftsystemen gekommen ist.
Wo liegt der Ursprung der japanischen Schriftsysteme?
Ganz früher hatte das Japanische überhaupt kein Schriftsystem, bis vor über tausend Jahren die Kanji (chinesische Schriftzeichen) aus China (teils über Korea) nach Japan gelangten. Beamte, Gelehrte und religiöse Führer in Japan begannen einfach damit, Chinesisch zu lernen und zu verwenden, um Informationen aufzuzeichnen. Doch irgendwann wollten sie auch Japanisch schreiben können. Ein Problem bei der ausschließlichen Verwendung von Kanji zur Verschriftlichung des Japanischen bestand jedoch darin, dass Kanji in erster Linie Bedeutungen wiedergeben, was es schwierig machte, sie auf eine Sprache mit völlig anderer Grammatik und einem anderen Lautsystem zu übertragen.
Chinesische Verben haben zum Beispiel keine unterschiedlichen Endungen oder Zeitformen wie deutsche oder englische Verben. Das bedeutet, dass das Schriftzeichen für ein chinesisches Verb stets gleich ausgesprochen wird und sich nie je nach Zeitform verändert. Das Japanische hingegen hat sehr wohl verschiedene Verbformen. Welches Kanji-Zeichen mit seiner festen Bedeutung ließe sich also als Endung für japanische Verben verwenden? 🤔
Deutsche Verbform | Japanische Verbform | Chinesisches Verb |
---|---|---|
lachen | 笑います waraimasu |
笑 xiào |
lachend | 笑っています waratteimasu |
笑 xiào |
gelacht | 笑いました waraimashita |
笑 xiào |
Zur Lösung dieses Problems wurde ein spezieller Satz von Kanji namens Man’yōgana ausgewählt, um japanische Laute darzustellen. So konnte ein Wort, etwa ein japanisches Verb, aus einer Kombination von Kanji für die Bedeutung und Man’yōgana für die Grammatik (Endungen) bestehen.
(Sieh mal in dieses Video rein, um diesen Vereinfachungsprozess in Aktion zu sehen, bei dem die Zeichen あ „a“, い „i“, う „u“, え „e“ und お „o“ entstehen!)
Wofür werden die einzelnen Schreibsysteme verwendet?
Das moderne Japanisch nutzt eine Kombination aus Hiragana, Katakana und Kanji, doch werden diese drei Systeme nicht einfach wahllos vermischt. (Zum Glück! 😅) Jedes System hat seine eigenen Aufgaben und man muss sie alle lernen, um Japanisch lesen zu können und das Gehirn in den „Japanisch-Modus“ zu versetzen.
Die Verwendung von Hiragana (ひらがな)
Die Hiragana geben japanische Laute wieder. Anders als in einem Alphabet, das aus einzelnen Buchstaben besteht, steht jedes Hiragana-Zeichen in der Regel für eine Kombination aus einem Konsonanten und einem Vokal. Zum Beispiel steht das Zeichen ひ für die Laute „h“ und „i“ zusammen als hi. Hiragana werden verwendet, um Partikel, Adjektive und Endungen von Verben sowie andere grammatikalische Elemente zu schreiben. Ein Merkmal, an dem man Hiragana von Katakana und Kanji unterscheiden kann, ist, dass sie meist runde Formen haben, wie kleine „Bläschen“.
Auch manche gängige Ausdrücke wie こんにちは (konnichiwa, „Hallo“) und häufige Adjektive wie かわいい (kawaii, „niedlich“) werden in Hiragana geschrieben.
Tab zum Üben von Hiragana | Tab zum Üben der Aussprache von Hiragana |
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Hiragana werden auch als Hilfsmittel verwendet, um die Aussprache der Kanji anzuzeigen, besonders wenn es sich um seltene Kanji oder um Teile von Personennamen handelt. Manchmal sieht man die Hiragana in Klammern neben dem Kanji oder sie stehen in kleinerer Schriftgröße über oder unter dem Kanji.
Eine unserer neuen Funktionen im Duolingo-Kurs ermöglicht es dir, in den Einstellungen die Hiragana-Aussprachehilfen zu aktivieren. Auch wenn du einmal vergessen hast, wie man ein Wort in Kanji schreibt, können die Hiragana als Ersatz sehr nützlich sein.
Die Verwendung von Katakana (カタカナ)
So wie Hiragana geben auch Katakana Laute wieder, sie sind aber nicht so gebräuchlich, da ihre Anwendung viel spezifischer ist. Außerdem bestehen Katakana im Vergleich zu den rundlichen Hiragana-Zeichen oft aus deutlich mehr geraden Linien und scharfen Winkeln.
Katakana haben zahlreiche Verwendungen, die sich ein wenig von anderen Wörtern unterscheiden – etwa so, wie man im Deutschen Kursivschrift, Fettdruck oder GROSSBUCHSTABEN verwendet, wenn man ein Wort hervorheben will.

Katakana werden hauptsächlich für Wörter verwendet, die aus Fremdsprachen übernommen wurden, besonders aus dem Englischen, aber auch aus anderen Sprachen wie Portugiesisch, Niederländisch, Deutsch und Französisch. Zum Beispiel kommt das Wort エレベーター (erebeeta) vom englischen „elevator“ (Aufzug), während パン (pan) vom portugiesischen „pão“ (Brot) stammt.
Namen ausländischer Personen und Orte werden ebenfalls in Katakana geschrieben. Zum Beispiel wird die US-amerikanische Stadt Pittsburgh als ピッツバーグ (pittsubaagu) geschrieben. Viele Titel ausländischer Bücher, Filme, Fernsehsendungen und Videospiele werden ebenfalls häufig in Katakana übertragen, anstatt ins Japanische übersetzt zu werden.
Doch es gibt noch weitere häufige Fälle, in denen Katakana für Wörter benutzt werden, die nicht direkt Lehnwörter sind:
- Japanische Umgangssprache: マジ (maji) zum Beispiel bedeutet so viel wie „wirklich?“ oder „im Ernst?“.
- Viele japanische Firmennamen: Zum Beispiel wird eine der bekanntesten Automarken Japans, Toyota, mit Katakana als トヨタ geschrieben.
- Namen von weniger häufigen Pflanzen und Tieren: サメ (same, „Hai“) und キリン (kirin, „Giraffe“) zum Beispiel werden oft in Katakana geschrieben, da die zugehörigen Kanji zu kompliziert oder zu selten sind, um im Schulunterricht gelehrt zu werden. Stell dir vor, du müsstest jedes Mal 麒麟 für „Giraffe“ schreiben! 😳
Die Verwendung von Kanji (カタカナ)
Die Kanji unterscheiden sich insofern von Hiragana und Katakana, dass sie hauptsächlich Bedeutungen statt Laute darstellen – etwa so, wie Emojis (Artikel auf Englisch) ganze Konzepte symbolisieren! Am einfachsten erkennt man Kanji daran, dass sie in der Regel viel komplizierter aussehen. Die grundlegenden Bedeutungen der meisten Wörter wie Substantive, Adjektive und Verben werden in Kanji geschrieben.

Da Kanji selbst keine Informationen über Dinge wie die Zeitform eines Verbs enthalten, werden sie oft mit Hiragana kombiniert, um das vollständige Verb zu schreiben. So kombiniert im Beispiel am Anfang dieses Blogartikels 笑いました (waraimashita, „lachte“) das Kanji 笑 für „lachen“ mit dem Hiragana ました (mashita), das anzeigt, dass die Handlung in der Vergangenheit stattfand.
Die japanischen Schriftsysteme auf Duolingo
Gleich von Anfang an wirst du im Japanischkurs von Duolingo in allen deinen Übungen sowohl Hiragana als auch Katakana sehen – und zudem auch Rōmaji, ein System, das das lateinische Alphabet nutzt, um die japanische Aussprache anzugeben. Das bedeutet, dass du direkt mit dem Lernen von grundlegenden japanischen Wörtern und Ausdrücken loslegen kannst, ohne alle Hiragana und Katakana zu kennen! Dafür wirst du später noch genug Zeit aufbringen müssen. 😅
Sobald du also dazu bereit bist, kannst du den Tab für Hiragana und Katakana (Artikel auf Englisch) aufrufen! Dort findest du Tabellen mit allen Hiragana- und Katakana-Zeichen sowie spezielle Lektionen, um sie zu lernen und zu üben. Die Übungen in diesem Tab helfen dir, die Zeichen mit den Lauten, die sie darstellen, zu verknüpfen – und du kannst sie auch direkt auf dem Bildschirm schreiben.
Da Kanji hauptsächlich Bedeutungen und nicht Laute darstellen, lernst du sie erst, nachdem du dich mit den Hiragana- und Katakana-Zeichen vertraut gemacht hast. Wenn in einer Lektion ein neues Kanji eingeführt wird, machst du zuerst eine Einstiegsübung direkt am Anfang der Lektion, die spezifisch dieses neue Kanji behandelt. Wir haben darauf geachtet, in den Lektionen möglichst viele Kanji abzudecken. Übrigens: Bald erwarten dich spannende Kanji-Updates! 😉
Tipps zum Üben der japanischen Schriftsysteme
Zum Glück erhältst du bereits in den Lektionen jede Menge Übung. Je häufiger du diese drei Schreibsysteme in den Wörtern, Sätzen und Storys wiedererkennst, desto besser prägst du sie dir ein! Hier sind noch mehr Möglichkeiten, wie du das Lesen und Schreiben auf Japanisch üben kannst:
- Übung im Hiragana- und Katakana-Tab: Du wirst auch dann noch Zugriff auf diesen Tab haben, wenn du alle Schriftzeichen vergoldet hast. Wenn du später wieder auf den Tab gehst, erwarten dich zunehmend schwierigere Übungen.
- Blende die Rōmaji aus, wenn du eine zusätzliche Herausforderung suchst! Das solltest du machen, sobald du dich mit den Hiragana und Katakana sicherer fühlst.
- Greif zu Stift und Papier und schreibe die Zeichen ganz klassisch von Hand. Du kannst die Hiragana- und Katakana-Tabellen abschreiben, neue Kanji schreiben, die dir im Kurs angezeigt werden, oder deinen Namen sowie Wörter und wichtige Ausdrücke aus deinen Lektionen üben – alles ist erlaubt, solange du dir gleichzeitig merkst, wie man sie ausspricht! 😅
- Hör dir ein paar deiner japanischen Lieblingssongs an, aber mit den japanischen Liedtexten daneben! Viele findest du auf YouTube oder ganz einfach über Google. Kannst du beim Hören mitverfolgen, welche Wörter zu den geschriebenen Texten passen und in welchem Schriftsystem sie jeweils stehen?
- Gönn dir einen Snack, entweder von deinem Lieblings-Asialaden oder aus einem Online-Shop (selbst wenn du nur stöberst, bringt das schon was!). Die Schriftzeichen auf den japanischen Snackverpackungen zu lesen kann zu einer leckeren Übung werden!
- Erlebe ein Abenteuer mit Google Street View. Such dir eine Straße in Japan aus, in der du dir einen virtuellen Standort suchst, und schau, wie viele Schriftzeichen du auf Werbetafeln und Ladenschildern wiedererkennst!
- Blende japanische Untertitel ein und sieh dir Szenen deiner liebsten japanischen Anime oder Filme auf Netflix noch einmal an. Schaffst du es, die Untertitel mit dem gesprochenen Dialog zu vergleichen?
Die „Zeichen“ stehen gut für deinen Einstieg ins Japanische!
Ob du Japanisch lernst, um Manga (Artikel auf Englisch) zu lesen, beim Karaoke dein Lieblings-Anime-Opening zu singen oder in einem Katzencafé in Tokio einen Kaffee zu bestellen – jede noch so kleine Übung zählt. Und mit ein wenig Geduld hast du die Schriftzeichen gelernt, bevor du es überhaupt merkst.
Zur schnellen Orientierung findest du hier das Wichtigste zu den drei Schriftsystemen im Überblick:
Schriftsystem | Was es darstellt | Wo du es wiederfindest |
---|---|---|
Hiragana (runde, „bläschenartige“ Formen) |
Laute | Teile der Grammatik, häufige Ausdrücke, zur Aussprache von Kanji |
Katakana (mehr gerade Linien und Winkel) | Laute | Lehnwörter, Namen und Medientitel, Umgangssprache, japanische Firmen |
Kanji (komplizierter) |
Bedeutungen | Grundbedeutungen von Substantiven, Adjektiven und Verben |
Bis zum nächsten Mal, またね!(Mata ne!)
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