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Solltest du Englisch bereits als Kind in der Schule gelernt haben, kommen dir bestimmte Merksprüche wie „i vor e, außer nach c“ vielleicht noch bekannt vor. Andere Sprachen hingegen haben solche Merkhilfen zur Rechtschreibung nicht, da sie sie nicht brauchen. Im Spanischen zum Beispiel werden die Wörter im Allgemeinen so geschrieben, wie sie klingen. Wenn die englische Rechtschreibung auch dich verwirrt, ist das kein Wunder: Viele verschiedene Buchstabenkombinationen können denselben Laut ergeben oder andersherum: Dieselbe Buchstabenkombination ergibt unterschiedliche Laute wie bei though, thought, tough, through und thorough. Hinzu kommt, dass die meisten Rechtschreibregeln, die man irgendwann einmal gelernt hat, Ausnahmen haben. Die Schreibweise unterscheidet sich sogar zwischen verschiedenen englischsprachigen Ländern, z. B. „color“ (US-amerikanisches Englisch) und „colour“ (britisches Englisch). Dabei ist keine der beiden Schreibweisen “richtiger” als die andere. Warum ist die englische Rechtschreibung also so schwer?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Die englische Sprache ist wie ein Gemälde, bei dem die Rechtschreibregeln nicht alle auf einmal festgelegt, sondern schichtweise hinzugefügt worden sind. Wenn wir uns diese Schichten eine nach der anderen ansehen, ist zu erkennen, dass die englische Rechtschreibung einer Vielzahl unterschiedlicher Muster folgt – je nachdem, wie die Wörter damals zu einem bestimmten Zeitpunkt geschrieben und aus welcher Sprache sie entlehnt wurden. Heute sind diese unterschiedlichen Muster vermischt und ergeben gemeinsam ein wunderschönes (und manchmal auch frustrierendes) Kunstwerk!

Die Eule Duo mit Baskenmütze und Malerpalette

Ein Überblick über die englische Sprache

Bevor wir uns genauer mit der englischen Schreibweise befassen, sollten wir uns die Sprache aus der Vogelperspektive ansehen. Sprachwissenschaftler haben drei unterschiedliche Epochen des Englischen (Artikel auf Englisch) identifiziert, in denen sich die Sprache – und auch ihre Schreibweise und Aussprache – drastisch veränderten.

  • Altenglisch: Diese früheste Version des Englischen entwickelte sich aus den Sprachen germanischer Stämme, die im 5. Jahrhundert Britannien besiedelten.
  • Mittelenglisch: Diese Version des Englischen entwickelte sich nach der Invasion Englands durch die Normannen im Jahr 1066, die eine frühe Version der französischen Sprache mitbrachten.
  • Modernes Englisch: Diese Version des Englischen entwickelte sich etwa ab dem 15. Jahrhundert und wurde stark durch Kolonisierung und technischen Fortschritt beeinflusst.

Mehr über die Geschichte jeder dieser Varianten des Englischen erfährst du hier (Artikel auf Englisch). Anhand dieses kurzen Überblicks erkennt man jedoch bereits, dass die englische Sprache von mehreren anderen Sprachen und historischen Ereignissen beeinflusst wurde. Dabei hatte jedes dieser Ereignisse einen großen Einfluss auf die Rechtschreibung, und diese Auswirkungen sind noch heute zu beobachten! Sehen wir uns nun genauer an, wie andere Sprachen, Lautveränderungen und technischer Fortschritt die englische Rechtschreibung beeinflussten.

Wie andere Sprachen die englische Rechtschreibung beeinflussten

Die englische Sprache wurde ursprünglich nicht mit den Buchstaben geschrieben, die wir heute verwenden, sondern mit einer anderen Schrift, den Runen! Die Runen sehen für die meisten von uns heutzutage eher wie Bilder aus, aber die Anordnung der Linien in diesem Schriftsystem repräsentiert bestimmte Laute der Sprache, genau wie unsere modernen Buchstaben.

Woher stammt also unser heutiges Alphabet? Das moderne Englisch nutzt genau wie das Deutsche das lateinische (bzw. römische) Alphabet. Im Jahr 43 n. Chr. (Artikel auf Englisch) begann die Invasion des Römischen Reiches in Britannien, aber vermutlich übernahmen erstmals christliche Missionare aus Irland ihre Schriftzeichen und nutzten diese dann zum Schreiben der englischen Sprache. Diese Missionare behielten zunächst einige Runen bei, um Laute im Englischen wiederzugeben, die das lateinische Alphabet nicht enthielt, wie z. B. das Symbol ᚦ, Thurisaz oder „Dorn“ genannt, für den Laut „th“. In religiösen Schriften wurden die Wörter so geschrieben, wie sie klangen, weshalb es große Unterschiede in der Schreibweise des Altenglischen gab. Das ist in etwa so, als würde jemand aus Ohio „park the car“, jemand aus Boston hingegen „pahk the cah“ sagen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine stummen Buchstaben!

Wie bereits erwähnt, entstand das Mittelenglische, als die Normannen in Britannien einfielen, und die Ankunft dieser französischsprachigen Normannen veränderte das Englische in vielerlei Hinsicht. Französisch wurde zur Sprache der britischen Oberschicht und führte Tausende neuer Wörter ins Englische ein. Der Grund, warum es im Englischen verschiedene Wörter für Tiere (wie „cows“, „chickens“ und „pigs“) und das von ihnen stammende Fleisch („beef“, „poultry“ und „pork“) gibt, liegt darin, dass die Landwirte, die die Tiere züchteten, Englisch sprachen, während die Oberschicht, die diese Tiere als Abendessen genoss, französische Wörter für ihre Mahlzeiten verwendete.

Das bedeutete auch, dass die gebildeten Schreiber, die in dieser Zeit Englisch schrieben, viele ihrer Schreibregeln an die französische Rechtschreibung anlehnten. Diese Schreiber waren auch diejenigen, die Runen wie ᚦ durch lateinische Buchstaben wie „th“ ersetzten. Sie entwickelten außerdem Muster, mit deren Hilfe sie die Aussprache englischer Vokale erfassen konnten. Im Altenglischen wurde zum Beispiel oft nicht zwischen langen und kurzen Vokalen (wie „ee“ und „e“) unterschieden. Schreiber des Mittelenglischen begannen jedoch, den Vokal zu verdoppeln, um zu zeigen, dass es sich um einen langen Laut handelt (wie in „see“).

Wie sich das Englische weiterentwickelte

Während sich viele Konventionen zur englischen Schreibweise in der Zeitperiode des Mittelenglischen zu festigen begannen, konnte man dies von der gesprochenen Sprache nicht behaupten. Einer der Hauptgründe dafür, dass die englische Rechtschreibung heutzutage so kompliziert erscheint, liegt darin, dass sich Sprache und Aussprache bis heute immer wieder ändern, selbst wenn Schreiber oder Behörden eine bestimmte Schreibweise als “richtig” festgelegt haben. Eine der größten Veränderungen im Hinblick auf die englische Aussprache war der Great Vowel Shift (Artikel auf Englisch) (deutsch: Frühneuenglische Vokalverschiebung) im 15. – 18. Jahrhundert. In dieser Zeit änderte sich die Aussprache englischer Vokale, nicht aber ihre Schreibweise. Das bedeutet, dass ein Großteil der Schreibweisen, die wir heutzutage im Englischen sehen, die Aussprache vor dem 15. Jahrhundert und nicht die der gegenwärtigen Zeit widerspiegelt. Das Wort „boot“ zum Beispiel wird mit zwei „oo“ und nicht mit zwei „uu“ geschrieben, da es damals ähnlich wie das deutsche „Boot“ (mit langem o) klang. Nach und nach begannen die Menschen dann, das Wort eher so auszusprechen, wie es heutzutage klingt – aber niemand hat sich je die Mühe gemacht, die Schreibweise zu ändern.

Es waren allerdings nicht nur die Vokale, die sich änderten. Hast du schon einmal im Original die Szene in Monty Python und der heilige Gral gesehen, in der die Franzosen Artus und seine Ritter als „silly English kaniggets“ bezeichnen? Diese Aussprache wird scherzhaft verwendet, ist aber gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, da das „k“ im Altenglischen im Gegensatz zum heutigen Englisch nicht stumm war. Außerdem standen die Buchstaben „gh“ früher für den Laut „ch“ wie im deutschen Wort „Bach“. Im Laufe der Zeit ließen viele Menschen diesen Laut weg oder sprachen ihn je nach Wort wie ein „f“ aus. So hätte das Wort „knight“ (dt. Ritter) im Mittelenglischen etwa wie „kaneecht" geklungen, mit der deutschen Aussprache für „ch“. Dieses und viele weitere Wörter werden auch heute noch immer so geschrieben, wie sie damals geklungen haben. Die Aussprache des Vokals hat sich durch die Vokalverschiebung jedoch geändert, und die Laute, die „k“ und „gh“ repräsentierten, wurden stumm. Es ist also kein Wunder, dass so viele Menschen verwirrt sind, wenn sie versuchen, englische Wörter zu buchstabieren!

Lilli schreibt oder zeichnet etwas auf einem Blatt Papier. Sie sieht frustriert aus. Um sie herum fliegen Blätter, was darauf hindeutet, dass sie versucht, etwas aufzuschreiben und es nicht richtig hinbekommt.

Weitere Einflüsse auf die englische Rechtschreibung

Während der Periode des Mittelenglischen gab es noch immer zahlreiche Unterschiede bei der Schreibweise von Wörtern (sogar Namen wurden unterschiedlich geschrieben, allein von Shakespeares Name gab zu seinen Lebzeiten 25 verschiedene Varianten). Dies änderte sich, nachdem William Caxton im Jahr 1476 den Buchdruck nach England brachte. Dank dieser Erfindung konnten die in einem Buch gedruckten Schreibkonventionen an ein viel größeres Publikum weitergegeben werden. Dies führte schließlich zur Übernahme bestimmter Standards in der Rechtschreibung.

Die Entwicklung von Wörterbüchern (Artikel auf Englisch) durch Gelehrte wie Samuel Johnson trug ebenfalls dazu bei, eine gemeinsame Wissensquelle zu schaffen, an die man sich wenden konnte, um nachzusehen, wie ein Wort geschrieben werden sollte. Noah Webster entwickelte ein weiteres bekanntes Wörterbuch, das die Rechtschreibung des Englischen beeinflusste. Er setzte sich für die Förderung des in Nordamerika gesprochenen Englisch ein, statt sich an britische Konventionen zu halten. Sein Wörterbuch trug somit maßgeblich dazu bei, dass die Nordamerikaner für einige Wörter eine andere Schreibweise lernten, wie z. B. „favorite“ statt „favourite“. Es gibt keinen besonderen Grund, warum eine der beiden Schreibweisen gegenüber einer anderen bevorzugt werden sollte – sie gibt uns bloß Aufschluss darüber, wessen Meinung an dem Ort, an dem wir Englisch gelernt haben, einflussreicher war.

Die Verbreitung gedruckter Bücher führte neben dem Webster-Wörterbuch jedoch allgemein zu einer größeren, weltweiten Standardisierung der Schreibweise des Englischen – und auch anderer Sprachen. Als sich das Englische während der Kolonialzeit verbreitete und mit einer Vielzahl verschiedener Sprachen auf der ganzen Welt in Kontakt kam, lag es nahe, dass Menschen, die Wörter aus diesen Sprachen entlehnten, diese weiterhin so schrieben, wie sie ursprünglich geschrieben wurden und sie nicht an die Konventionen der englischen Sprache anpassten. So folgen nicht nur moderne Wörter im Englischen der Schreibweise des Alt- und Mittelenglischen, sondern auch die neu hinzugekommenen Wörter halten sich an die Konventionen anderer Sprachen, wie z. B. „pneumonia“ (griechisch), „cappuccino“ (italienisch), „ballet“ (französisch), „tortilla“ (spanisch), „buoy“ (niederländisch), „dachshund“ (deutsch), „tsar“ (russisch), „bazaar“ (arabisch), „samurai“ (japanisch) usw.

Schichtweise lernen

Die englische Rechtschreibung ist deshalb so kompliziert, weil sie widerspiegelt, wie viele verschiedene Menschen auf der ganzen Welt und zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten das Englische aussprachen. Aber auch wenn das Lesen- und Schreibenlernen sehr schwer sein mag, ist es doch irgendwie faszinierend, dass man einen Teil der Geschichte der englischen Sprache in der Schreibweise englischer Wörter wiederfinden kann. Und zum Glück ist dein Freund Duo immer da, um dir beim Lernen zu helfen!

Duo trägt einen Doktorhut und steht vor einer Kreidetafel, auf der „abc“ geschrieben steht. Der Bär Fofo blickt verwirrt auf die Tafel.