Willkommen zu einer weiteren Woche von „Sag mal, Duolingo“, der Ratgeber-Kolumne für Sprachenlernende. Frühere Ausgaben findest du hier.
Hallo, liebe Lernenden! Wir sind wieder zurück und diesmal mit einer der Fragen, die uns am häufigsten gestellt wird. Die Antwort darauf ist nicht leicht, doch in diesem Artikel findest du eine ausführliche Anleitung, die auf jede Lernsprache anwendbar ist.
Die Frage lautet:
Dieses Übersetzen im Kopf ist völlig normal, besonders bei Anfängern oder Lernenden der Mittelstufe. Natürlich kann das frustrierend sein, denn unser Gehirn kehrt immer wieder zu der Sprache zurück, die es am besten kennt, da dort die neuronalen Verbindungen am stärksten sind. Um eine neue Sprache schnell und effektiv anwenden zu können, solltest du versuchen, einen Gedanken direkt in der Sprache auszudrücken, die du gerade lernst – ohne vorher aus deiner eigenen Sprache zu übersetzen.
Aber wie soll das gehen?
Tatsächlich braucht es viel Übung und Geduld, bis man in einer Sprache denken kann, und es ist nie zu früh, damit anzufangen. Diese Woche schreibe ich darüber, was ich normalerweise mache, wenn ich eine neue Sprache lerne, angefangen bei den ersten Schritten, wenn ich nur ein paar Wörter kenne. Fortgeschrittene Lernende können diese ersten Schritte vielleicht überspringen. Und vielleicht findest du auch andere Techniken, die dir liegen und helfen können!
Grundregeln
Betrachte diese Denkübung als Spiel, vor allem, bis du den Dreh raus hast. Es gibt drei Regeln, die ich dabei normalerweise befolge, und die erste ist entscheidend.
Das ist schwieriger, als es scheint, und besonders anfangs wirst du noch nicht viel wissen! Das ist aber in Ordnung – genau das ist sogar der Sinn der Sache: Um diese neue Denkfähigkeit zu entwickeln, musst du daran arbeiten, starke Verbindungen zu den Wörtern herzustellen, die du am besten kennst und die dir am leichtesten einfallen. Wenn du ein Wort noch nicht kennst, dann nimm es nicht in deine Denkübung auf.
Für die meisten Lernenden ist die Verwendung der Sprache im Gespräch das eigentliche Ziel. Daher empfehlen wir dir, in der Sprache nicht nur leise für dich zu denken, sondern auch mit dir selbst laut zu sprechen! Suche dir nach Möglichkeit Orte, an denen du problemlos laut sprechen kannst, z. B. allein zu Hause, mit deinen Haustieren, bei einem Spaziergang im Park usw. (Du könntest dir sogar Kopfhörer aufsetzen und so tun, als ob du mit jemandem telefonierst!)
Während du lernst, in deiner neuen Sprache zu denken, wirst du …
- 🥴 … dir albern vorkommen.
- 🤐 … das Gefühl haben, nicht vieles ausdrücken zu können.
- 🥱 … nicht besonders klug oder interessant klingen.
- 😱 … eine Menge Fehler machen. (Aber genau das ist der Punkt: Fehler zu machen und an ihnen zu arbeiten! Also gewöhne dich daran!)
OK, auf die Plätze … fertig … DENKEN!
Schritt 1: Denke an Wörter, die du bereits kennst
Fang klein und einfach an. Ziel dieser ersten Phase ist es, direkte Verbindungen zwischen Gedanken und Wörtern herzustellen, die du schon kennst, und den Übersetzungsschritt zu überspringen. Was du denkst (oder laut sagst), muss keinen Sinn ergeben und es müssen auch keine Sätze oder Ausdrücke sein – beginne schlicht damit, an einzelne, dir vertraute Wörter zu denken!
Wenn du zum Beispiel Englisch lernst, könntest du vielleicht denken: Coffee … man … girl … and … the … Und das ist völlig ausreichend, denn das Ziel hier ist einfach nur, die Wörter zu verwenden, die du kennst!
So können dir deine Duolingo-Lektionen helfen: Mach Screenshots von Wörtern und Sätzen, von denen du dir wünschst, dass sie dir leichter einfallen, und widme einigen von ihnen eine spezielle Übungseinheit.
Schritt 2: Denke in kurzen Sätzen
Im nächsten Schritt kannst du anfangen, Wörter zu gruppieren. Daraus müssen keine echten Sätze entstehen, aber vielleicht könntest du z. B. an coffee and tea denken, anstatt an einzelne Wörter. Diese Ausdrücke oder Sätze können auch einfach und langweilig sein oder sich sogar wiederholen – es hängt davon ab, was du gelernt hast und was du dir am leichtesten merken kannst. Denke dabei an Regel Nr. 1: Konzentriere dich auf Wörter, die du bereits kennst!
Hier geht es darum, die Verbindungen zwischen Wörtern und Gedanken zu stärken und das, was du denkst, ein wenig praktischer zu machen. Dazu gibt es einfache Möglichkeiten, wenn du noch ganz neu in der Sprache bist. Zum Beispiel kannst du das Wort and verwenden, um Wörter zu verbinden. Sobald du anfängst, Verben zu lernen, kannst du diese ebenfalls einbeziehen: The coffee is here, the tea is here, the man is here, the girl is here.
Im Laufe deiner Duolingo-Lektionen wirst du wahrscheinlich feststellen, dass du zwischen den Schritten 1 und 2 hin und her wechselst: Bei ganz neuen Wörtern übst du vielleicht, sie einzeln zu denken, aber dann baust du sie allmählich in Ausdrücke und Sätze ein, die du kennst. Je länger du die Sprache lernst, desto besser kannst du neue Wörter in Sätze und Wendungen einbauen.
So können dir deine Duolingo-Lektionen helfen: Wenn du auf Verben oder Ausdrücke stößt, die besonders relevant oder interessant für dich sind, mach einen Screenshot davon, um sie in deine Denkübungen aufzunehmen. Nutze die Screenshots auch dazu, Sätze laut zu sprechen und aufzunehmen, die du häufig verwenden kannst, z. B. May I have a ___? oder I'd like to ___.
Selbst wenn dein Ziel ist, in einer neuen Sprache zu denken, hilft es doch, auch andere Fähigkeiten zu üben. Ich persönlich schreibe zum Beispiel kurze Sätze und Dialoge auf – und nutze dabei ausschließlich das, was ich schon kenne (Regel Nr. 1!) –, um zu üben, Wörter zu Sätzen zusammenzufügen.
Schritt 3: Beschreibe deine Umgebung
Sobald du mehr Vokabeln und Grammatik beherrschst, kannst du anfangen, Selbstgespräche zu führen. 😅 Das wird nicht besonders interessant klingen, aber darum geht es nicht! Denke daran, dass du Verbindungen in deinem Gehirn aufbauen und dein Denken trainieren möchtest. Betrachte es als Sport: Wenn du trainierst, um Tennis spielen zu lernen, machst du viele Übungen und Drills, die ganz anders aussehen als ein echtes Tennismatch. Doch dabei entwickelst du die Muskeln und Fähigkeiten, die du für ein echtes Match brauchst!
In Schritt 3 beschreibst du konkret die Dinge, die du siehst, was du tust oder was du dir vorstellst zu tun. Da du dabei nur Wörter verwendest, die du bereits kennst, wird manches nicht den Tatsachen entsprechen und sich einiges wiederholen: I am here, I am at home, I have a bed, I have a cat, This is my bed, This is my cat usw. Versuche, so viele Wörter wie möglich einzubeziehen! Je besser du diese Grundlagen beherrschst, desto leichter wird es dir fallen, neue Wörter zu verwenden und längere Sätze zu bilden.
So können dir deine Duolingo-Lektionen helfen: Mach vor deiner Denkstunde eine Lektion (oder zwei!) und lass dich von den neuen Vokabeln und der Grammatik inspirieren. Du könntest sogar über das jeweilige Thema der Lektion nachdenken oder dein Denken auf bestimmte grammatikalische Strukturen aus der Lektion richten.
Schritt 4: Die Wiederholung macht’s
Dies ist nicht wirklich ein separater Schritt und er kann sogar angewendet werden, wenn du nur wenige Wörter kennst. Es ist hilfreich, Wörter laut auszusprechen, wann immer es möglich ist, aber es gibt auch zahlreiche andere Gelegenheiten, Denkübungen (nur leise in deinem Kopf) in deinen Alltag einzubauen: im Bus, auf dem Weg zum Auto, beim Händewaschen, beim Warten in der Schlange, im Aufzug ... Jeder Moment bietet die perfekte Gelegenheit, Wörter, Ausdrücke und Sätze zu denken und zu üben.
Das Üben ist wie das Trainieren eines Muskels: Wie dieser ein Muskelgedächtnis aufbauen muss, muss sich auch dein Gehirn daran gewöhnen, die Gedanken, Wörter und Grammatik zusammenzufügen, die du zur Kommunikation brauchst. Für die meisten Lernenden ist es einfach unrealistisch zu erwarten, dass sie aus dem Stand in ganzen Sätzen über anspruchsvolle Themen sprechen können. Aber mit genug Übung kommst du Schritt für Schritt ans Ziel!
Schritt 5: Überlege, was noch fehlt
Sobald du bei den Sätzen und Beschreibungen angelangt bist, solltest du dir überlegen, welche Wörter und Ausdrücke du gerne leichter aus deinem Gedächtnis abrufen würdest. Diese notierst du dir dann am besten auf deinem Handy oder in einem Notizbuch, zusammen mit ihren Äquivalenten aus den Lektionen. Auf diese Weise kannst du bei der nächsten Denkübung auf die Liste zurückgreifen und einige neue Wörter einbeziehen.
Das Schöne an dieser entspannten Technik ist, dass man sich auf bestimmte Grammatikthemen oder Wörter konzentrieren kann, die man besonders intensiv trainieren möchte. Wenn du deine Lernsprache zum Beispiel für ein bevorstehendes Familientreffen üben möchtest, könntest du üben, eine kürzliche Reise zu beschreiben: so konzentrierst du dich auf die Vergangenheitsform. Bei welchen Verben fällt dir diese Zeitform besonders leicht? Welche Verben haben unregelmäßige Konjugationen oder fallen dir einfach nicht so schnell ein?
So können dir deine Duolingo-Lektionen helfen: Königslevel oder Übungen älterer Abschnitte sind eine gute Möglichkeit, Wörter und Grammatik zu lernen, die du noch nicht in deine Denkübungen einbezogen hast.
Denken macht den Meister!
Integriere diese Denkübungen in deine tägliche Sprachpraxis und verbringe viel Zeit mit Schritt 3 (Beschreibe deine Umgebung), um dein Gehirn daran zu gewöhnen, an reale Objekte, Routinen und Bedürfnisse im Alltag zu denken. Genau wie beim Lernen neuer Wörter, Grammatik und Aussprache erfordert auch das Erlernen des Denkens in deiner neuen Sprache Zeit. Arbeite also jeden Tag ein wenig daran, um kontinuierlich Fortschritte zu machen!
Wenn du weitere Fragen rund ums Sprachenlernen hast, schick uns eine E-Mail an dearduolingo@duolingo.com.