Diesen Monat findet die Tour de France statt, und wir bei Duolingo feiern das mit unserer eigenen „Tour des Französischlernens“! Zu diesem Anlass erkunden wir die Geschichte der französischen Sprache, die Bedeutung der französischen Akzentzeichen sowie die Verwendung des Französischen weltweit (alle drei Artikel auf Englisch)! Dies ist die letzte Etappe unserer Tour, also lies gleich weiter und verdiene dir dein gelbes Trikot in Französisch!

Alors, mes amis … Unsere Tour des Französischlernens neigt sich dem Ende zu! Du erinnerst dich vielleicht an meinen Beitrag zur Geschichte der französischen Sprache, in dem ich erwähne, dass Französisch weltweit gesprochen wird und seine Dialekte eine enorme Vielfalt aufweisen. Auf der letzten Etappe unserer Lerntour radeln wir durch einige französische Dialekte.

Französisch aus Paris

Diese Variante des Französischen, die auch als „Métropolitaine“ (le français de France) bekannt ist, gilt aufgrund der zentralen geografischen Lage der Hauptstadt innerhalb Frankreichs und ihres politischen und kulturellen Prestiges (Artikel auf Englisch) als die Standardsprache. In Frankreich ist dies die angesehenste Form des Französischen und im Ausland lernt man sie für gewöhnlich im Klassenzimmer.

  • Aussprache: Die meisten Sprecher des Französisch aus Paris sprechen die Laute [e] (wie im Deutschen „Beet“) und [ɛ] (wie in „Bett“) nicht mehr unterschiedlich aus, wenn diese am Wortende stehen. (Die Symbole in den eckigen Klammern stammen übrigens aus dem Internationalen Phonetischen Alphabet [Artikel auf Englisch]). Das bedeutet, dass es bei vielen Verben in der Aussprache keinen Unterschied mehr zwischen dem Futur und der konditionalen Zeitform gibt. Zum Beispiel werden je ferai (ich werde tun) und je ferais (ich würde tun) gleich ausgesprochen. Wie hält man also beide Formen auseinander? Durch den Kontext, auch wenn selbst erfahrene Sprecher die beiden Formen beim Schreiben oft verwechseln.
  • Grammatik: Bei der Verneinung ne…pas, die das Verb umschließt (wie in je ne mange pas = ich esse nicht), wird das ne in der gesprochenen Sprache oft weggelassen: je (ne) mange pas. Ob das ne ausgesprochen wird oder nicht, hängt unter anderem damit zusammen, wie formell der Kontext ist und wie schnell die Person spricht. Mittlerweile wird es jedoch meistens nicht mehr gesprochen.
  • Sprache und Geschlecht: Das Standardfranzösisch hat erst spät damit angefangen, die weibliche Form für Berufsbezeichnungen (Artikel auf Englisch) zuzulassen, während solche Formen im Quebecer Französisch bereits seit 1989 verwendet werden. Zu diesen neueren weiblichen Formen gehören unter anderem professeure (Professorin), ingénieure (Ingenieurin), présidente (Präsidentin) und cheffe (Chefin). Die Académie française, eine Gesellschaft zum Schutz der französischen Sprache, die den Sprachwandel durch äußere Einflüsse zu minimieren versucht, erklärte diese Formen erst 2019 als zulässig.

Französisch aus Québec

Das Quebecer Französisch (QF) ist die vorherrschende Variante des in Kanada gesprochenen Französisch. Es basiert auf dem Französisch, das im 17. und 18. Jahrhundert in Paris gesprochen wurde. Zu dieser Zeit kolonisierten die Europäer den amerikanischen Kontinent und die französischen Könige schickten einige Hauptstädter nach *la Nouvelle France* (Neufrankreich), das heutige Québec. In Québec entwickelte sich das mitgebrachte Französisch anders als das Französisch in Paris, bedingt durch den Kontakt mit verschiedenen einheimischen Sprachen und dem Englischen in der Umgebung.

  • Aussprache: Die Laute „t“ und „d“ werden wie „ts“ und „ds“ ausgesprochen, wenn sie vor „i“ oder „u“ stehen. So wird petit (klein) wie petsi und mardi (Dienstag) wie mardzi ausgesprochen.
  • Grammatik: Das umgangssprachliche QF verwendet häufig -tu direkt nach dem konjugierten Verb, um Fragen zu kennzeichnen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können, wie T’as-tu fini ? (Bist du fertig?).
  • Lokaler Slang: Wenn man in Quebec unterwegs ist, hört man viele Wörter, deren Bedeutung lokal verändert wurde, z. B. un chum (ein Freund), un char (ein Auto), un dépanneur (ein Lebensmittelgeschäft) und magasiner (einkaufen). Manche dieser Wörter existieren auch im europäischen Standardfranzösisch, doch haben sie dort völlig andere Bedeutungen. Zum Beispiel bedeutet un char in Frankreich „ein Pferdewagen“ und un dépanneur ist dort „ein Mechaniker“, was manchmal zu lustigen Missverständnissen zwischen den Dialekten führt!

Französisch aus Côte d'Ivoire

Das ivorische Französisch ist eine der Amtssprachen von Côte d'Ivoire (früher Elfenbeinküste) in Westafrika. Die französische Sprache verbreitete sich ab dem späten 19. Jahrhundert im Zuge der Kolonisierung. Sie wird auch heute noch an den Schulen gelehrt und dient als Verkehrssprache neben Dioula, einer einheimischen Sprache, die in Côte d'Ivoire und im benachbarten Burkina Faso und Mali gesprochen wird. 

  • Aussprache: Der für das Französisch typische Laut [ʒ] (wie das „g“ in „Genie“ oder „Loge“ – Wörter, die übrigens beide aus dem Französischen kommen!) wird im ivorischen Französisch oft als „s“ oder „j“ ausgesprochen, wodurch je (ich) zu („se“) oder („je“) wird.
  • Noch mehr zur Aussprache! Im ivorischen Französisch sind keine größeren Konsonantencluster erlaubt. Im Standardfranzösisch wird parce que (weil) mit drei Konsonanten („rsk“) ausgesprochen, also etwa wie parske. Nicht alle Sprachen erlauben solche Konsonantencluster und das ivorische Französisch ist eine davon, weshalb es die Aussprache zu paske oder sogar pake vereinfacht.
  • Entlehnungen: Diese Variante des Französischen enthält zahlreiche Entlehnungen aus indigenen Sprachen der Region wie Dioula und Mooré, darunter woro-woro (Sammeltaxi) und ligid (Geld).

Französisch aus der Schweiz

Die Bezeichnung für den französischsprachigen Teil der Westschweiz, in dem Schweizer Französisch gesprochen wird, ist Romandie. Diese Region grenzt an Ost- und Zentralfrankreich und war einst eine der drei Dialektzonen des heutigen Frankreichs, nämlich des Franco-Provençal. Der Gebrauch des Französischen nahm im Land allmählich zu, wobei sich die französisch-provenzalischen Dialekte zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der ganzen Schweiz durchsetzten und ausbreiteten. Mit der Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Jahr 1848 wurde Französisch neben Deutsch und Italienisch als Amtssprache in der Schweiz anerkannt.

  • Aussprache: Die Französisch sprechenden Schweizer haben den Ruf, langsamer zu sprechen als die Franzosen in Frankreich (mindestens 6 % und bis zu ganzen 20 %), aber der auffälligste Unterschied besteht darin, wo sie die Betonung in Wörtern und Phrasen setzen. Im Standardfranzösisch wird die letzte Silbe von Wörtern und Ausdrücken betont, sodass „hallo“ und „tschüss“ wie BonJOUR und SaLUT betont werden. Im Schweizer Französisch hingegen wird die vorletzte Silbe betont, also BONjour und SAlut. Dieser Unterschied führt dazu, dass man das Schweizer Französisch als „Singsang“ wahrnimmt!  
  • Grammatik: Das y wird in gesprochener Sprache oft verwendet, um die Objektpronomen le oder la zu ersetzen (wenn diese „ihn“, „sie“ oder „es“ bedeuten). So hört man zum Beispiel Si tu y fais, fais-y bien ! (Wenn du es machst, dann mach es richtig!)
  • Zählen: Das Schweizer Französisch nutzt wie das Deutsche das Zehner- bzw. Dezimalsystem zum Zählen, weshalb die Zahl 70 septante (70 x 10), 80 huitante (8 x 10) und 90 nonante (9 x 10) heißt. Das Standardfranzösisch hingegen verwendet das Zwanzigersystem, weshalb man für 80 quatre-vingts (4 x 20) sagt, für 90 quatre-vingt-dix (4 x 20 + 10) usw.

Französisch von La Réunion

Reunión-Kreolisch (RK), das auf dem Französischen basiert, wird auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean gesprochen, die östlich von Madagaskar und südwestlich von Mauritius liegt. La Réunion war von 1640 bis 1946 von den Franzosen besetzt. 1946 erhielt die Insel den Status eines französischen Überseedepartements.

  • Aussprache: Der Laut „r“ im RK veränderte sich im Laufe der Jahre und wird heutzutage wie ein „w“ ausgesprochen, z. B. in  [w]ouge (rot) und [w]aison (Grund).
  • Liaison: Die Liaison (Artikel auf Englisch) beschreibt im Französischen die verbundene Aussprache von zwei Wörtern. Zum Beispiel wird in anderen Varianten des Französischen les amis (die Freunde) wie „lesamie“ ausgesprochen. Im Reunión-Kreolisch gibt es jedoch fast keine Liaison mehr, weshalb les amis wie „leh amie“ ausgesprochen wird, also ohne den verbindenden „s“-Laut in der Mitte.
  • Entlehnungen: Im RK kommen viele Begriffe aus anderen Sprachen vor, die sich auf La Réunion durch die Lage an der europäisch-asiatischen Handelsroute vermischt haben, darunter Malagasy, Hindi, Portugiesisch, Gujarati und Tamil. Einige Beispiele sind shabouk (Peitsche), bibe (Lächeln) und kamaron (Krabbe, Gamba).
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Und zum Abschluss noch eine Botschaft vom Sponsor der Tour des Französischlernens, Duolingo!

Danke fürs Mitmachen!

Nous sommes arrivé.e.s ! (Das ist eine der Möglichkeiten, in manchen Dialekten des Französischen zu gendern!) Du hast es bis zu den Champs-Élysées geschafft, der letzten Etappe unserer Tour des Französischlernens. Wir freuen uns, dass du dich unserer Reise angeschlossen hast und neue Aspekte dieser Weltsprache erkundest. Um Erinnerungen aufzufrischen und weiter zu üben, kannst du hier alle Etappen nachlesen:

Die gute Nachricht bei diesem „Rennen“ ist, dass du nicht ein ganzes Jahr warten musst, um durch diese Artikel zu radeln oder dein Französisch zu üben! Wir sind jederzeit für dich da, wenn du Fragen zu französischen Dialekten, Aussprache, Grammatik usw. hast, und wir werden regelmäßig neue Artikel im Duolingo-Blog veröffentlichen, die dich auf deiner Lernreise unterstützen. Bis dahin empfehlen wir dir, einige Lektionen zu machen, in den Französisch-Podcast reinzuhören und bei Duolingo zu twittern, welche Etappe der Tour dir am besten gefallen hat!

Ein herzliches Dankeschön an unsere Kolleginnen und Gastautorinnen, die uns beim Verfassen dieser Beitragsreihe unterstützt haben:
Dr. Sharon Wilkinson
Dr. Lisa Bromberg
Dr. Amanda Dalola