Willkommen zu einer weiteren Woche von „Sag mal, Duolingo“, der Ratgeber-Kolumne für Sprachenlernende. Frühere Ausgaben findest du hier.

Frohes neues Jahr, Sprachenlernende! Wenn einer deiner Vorsätze ist, eine neue Sprache zu lernen, hast du vielleicht auch schon mal über unsere Frage der Woche nachgedacht, selbst dann, wenn du zuvor bereits andere Sprachen gelernt hast.

Die Frage lautet:

Ich freue mich riesig für deinen Freund! Das erste Mal eine andere Sprache zu lernen ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung! Menschen, die schon länger Sprachen lernen, vergessen manchmal, wie anders eine neue Sprache sein kann und dass es beim Lernen um weit mehr geht, als nur um das Aneignen neuer Wörter. Wenn du aber schon mindestens eine Sprache gelernt hast, sind du und dein Gehirn besser darauf vorbereitet, die vielfältigen Unterschiede zwischen Sprachen zu erkennen.

Darauf sollte man achten, wenn man mit dem Erlernen einer neuen Sprache beginnt:

Sprachen sind mehr als nur Vokabeln

Beim Erlernen einer neuen Sprache musst du gleich mehrere Komponenten beachten:

  • Laute: Du musst lernen, die Laute in der neuen Sprache auszusprechen und zu verstehen. Dabei lernst du, Gehör und Wahrnehmung so anzupassen, dass man diese Laute unterscheiden kann.
  • Wortschatz: Um verschiedene Bedeutungen ausdrücken zu können, musst du Nomen, Adjektive und Verben gezielt einsetzen. 
  • Grammatik: Hier geht es um die korrekte Kombination der Wörter, den Einsatz von Verbindungswörtern und das Anpassen von Suffixen (Wortendungen) oder Präfixen (Vorsilben). So entstehen aus einzelnen Wörtern vollständige Gedanken.
  • Gesprächsregeln: Damit die Kommunikation gelingt, musst du Laute, Wortschatz und Grammatik situationsgerecht einsetzen und an die jeweilige Absicht anpassen.

Und dabei trainierst du vier Sprachfertigkeiten: Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben. Manche davon fallen Erwachsenen von Natur aus leichter als andere. Es ist außerdem normal, dass sich diese Fertigkeiten in unterschiedlichem Tempo entwickeln!

Nicht alles lässt sich übersetzen

Du wirst feststellen, dass sich deine neue Sprache oft nicht direkt in deine Muttersprache übersetzen lässt – und umgekehrt. Statt Wort für Wort zu übersetzen, ist es meist sinnvoller (und richtiger), ganze Ideen oder Konzepte zu übertragen.

Wenn du zum Beispiel „Mir geht’s gut“ ins Englische übersetzen möchtest, übersetzt du nicht die einzelnen Wörter „Mir“, „geht“, „es“ und „gut“. Diese Wörter existieren zwar auch im Englischen, doch im Englischen sagt man nicht „Me goes it well“, sondern „I’m fine“ (wörtlich im Deutschen: „Ich bin gut“).

Vielleicht findest du es seltsam, dass Englischsprachige nicht sagen, dass *es ihnen gut geht*, sondern dass *sie gut sind* – aber genauso finden Englischsprachige es komisch, dass es *uns gut geht*! 🤷‍♀️

Bedeutungen stimmen nicht immer genau überein

Du wirst oft feststellen, dass selbst in eng verwandten Sprachen Wörter und Bedeutungen nicht eins zu eins übereinstimmen. Deine eigene Sprache besitzt vielleicht nur ein Wort für etwas, wofür die neue Sprache mehrere nutzt, oder umgekehrt: Deine Sprache hat zwei Wörter, wo die neue Sprache nur eines verwendet!

In romanischen Sprachen wie Spanisch oder Italienisch gibt es mehrere Verben für ein Konzept, für das das Deutsche nur ein einziges Wort hat. Im Spanischen zum Beispiel wird das deutsche Verb „sein“ mit zwei verschiedenen Verben, ser und estar, wiedergegeben. Während im Deutschen nur ein einziges Verb verwendet wird, unterscheidet Spanisch je nach Kontext: ser beschreibt dauerhafte Eigenschaften oder Identitäten, wie in Soy médico („Ich bin Arzt“), während estar vorübergehende Zustände oder Orte bezeichnet, wie in Estoy cansado („Ich bin müde“). Deutschen Muttersprachlern mag es ungewöhnlich erscheinen, zwischen diesen Bedeutungen zu differenzieren – genauso wie es für Spanischsprechende überraschend sein könnte, dass im Deutschen beide Konzepte mit demselben Wort ausgedrückt werden!

Dauerhafte Eigenschaften Vorübergehende Zustände
Spanisch ser estar
Italienisch essere stare

Präpositionen weichen zwischen Sprachen besonders häufig voneinander ab, was es oft schwierig macht, sie richtig zu verwenden. Kein Wunder also, wenn sie dir manchmal Kopfschmerzen bereiten! Auch die Konnotationen von Wörtern unterscheiden sich oft von einer Sprache zur nächsten – also die Ideen, die mit einem Wort verbunden sind, seine metaphorischen Bedeutungen, oder ob es formell, unhöflich oder kindlich klingt. Sogar Farben werden in verschiedenen Sprachen unterschiedlich wahrgenommen (Artikel auf Englisch)!

Grammatik ist oft ganz anders

Man denkt bei „Grammatik“ oft nur an Regeln für Wortendungen, z. B. bei der Konjugation von Verben, aber Grammatik umfasst noch viel mehr! 😅 Hier sind weitere grammatikalische Aspekte, die du für die andere Sprache auch lernen musst:

  • Wortstellung: Hierbei geht es um die Regeln für die Reihenfolge der Wörter im Satz (Artikel auf Englisch). In einer anderen Sprache kann die Satzstruktur völlig durcheinander wirken!
  • Übereinstimmung: Dieser Aspekt wird auch Kongruenz genannt und hierbei geht es darum, wie sich Wörter ändern, um mit anderen Teilen eines Satzes (z. B. in Numerus und Genus) zusammenzupassen. In den meisten Sprachen, wie auch im Deutschen, haben die Wörter im Satz unterschiedliche Formen, abhängig vom grammatikalischen Geschlecht, der Anzahl (Eins? Zwei? Fünf? Unzählbar?), der Stellung im Satz, der Bedeutung des Substantivs (Bezieht es sich auf ein Tier? Ein Körperteil? Ein Erzeugnis?) usw.!
  • Position der Veränderung im Wort: Sprachen fügen Informationen an verschiedenen Stellen eines Wortes hinzu: durch Präfixe (am Anfang des Wortes), Suffixe (am Ende), Infixe (mittendrin) oder Zirkumfixe (sowohl am Anfang als auch am Ende). Viele europäische Sprachen nutzen Suffixe für die Kongruenz, um beispielsweise Verben zu konjugieren, doch es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie sich Wörter verändern können!
  • Verbindungswörter: Oft stößt man auf kleine Wörter, die erforderlich sind, um eine Idee auszudrücken, aber auf den ersten Blick keine neue oder spezifische Information vermitteln. Ihr Zweck ist also rein grammatikalisch und häufig haben sie keine eindeutige Übersetzung! Ein Beispiel ist der englische Satz „I am going to school“ (Ich gehe zur Schule). Das „to“ hat eine grammatikalische Funktion, es zeigt das Ziel der Handlung, aber es trägt keine eigenständige Bedeutung. Es ist besser, sich bei Verbindungswörtern nicht zu viel den Kopf zu zerbrechen und nicht zu versuchen, sie zu rationalisieren.

Auf ins Sprachlern-Abenteuer!

Das Erlernen einer neuen Sprache ist eine tolle Möglichkeit, sich mit Menschen und Kulturen zu verbinden, die uns am Herzen liegen, (Artikel auf Englisch) und unser Gehirn auf Trab zu halten – und jetzt weißt du, worauf du achten solltest, wenn du deine eigene Lernreise beginnst!

Wenn du weitere Fragen zum Thema Lernen und Sprachen hast, schreib uns eine E-Mail an dearduolingo@duolingo.com.